Oberhausen. . Martin Keßler ist Synchronsprecher. Seine Stimme leiht er unter anderem Stars wie Nicolas Cage und Vin Diesel. Ein Porträt im Rahmen der NRZ-Serie „Söhne und Töchter Oberhausens“.

„Ich bin der einzige, der das hier zu Ende bringen kann“, sagt Nicolas Cage dramatisch und spannungsgeladen im Film „8MM - Acht Millimeter“. Genauso aufregend kann es klingen, wenn Martin Keßler am Kiosk eine Zeitung kauft. Er ist der deutsche Synchronsprecher von Nicolas Cage. An den Garten, in dem Gemüse angebaut wurde, kann sich Keßler noch erinnern. Und Schweine gab es dort, oder doch nicht? Die Erinnerung ist ganz schwach. Schließlich hat er seine Heimat schon mit einem Jahr verlassen.

„Ich kenn’ Oberhausen gar nicht“, sagt der 51-Jährige. In Duisburg und Düsseldorf ist er groß geworden. In seiner Freizeit spielte Keßler Theater, das hat ihn fasziniert: „Irgendwie hat mich mit 17 die Leidenschaft gepackt andere Facetten von meiner Persönlichkeit über Rollen zu entdecken.“ Schnell wurde klar: Martin Keßler wollte Schauspieler werden.

Um seinen Traum zu verwirklichen, zog es ihn noch weiter von der Heimat weg. „Es wäre mir egal gewesen, wo ich gelandet wäre, ob Bochum oder Hamburg. Aber dann bin ich hier gelandet.“ An der Hochschule der Künste in Berlin hat es Keßler in die letzte Runde des Auswahlverfahrens geschafft. Aber dann drohte der Traum wegen einer Grippe zu platzen. „Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich mit über 40 Fieber aus der Endauswahl mit dem Krankenwagen abgeholt worden.“ Circa 600 Bewerber hätten sich damals auf 15 Plätze beworben. Einer davon sollte ihm gehören, aber die Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Ein Jahr auf die nächste Aufnahmeprüfung warten, wollte Keßler nicht. Er entschied sich für privaten Schauspielunterricht und puzzlete sich die Ausbildung zusammen. „Ich hab's mir wirklich mühsam zusammengesucht, musste viel arbeiten nebenbei. Das war eine harte Zeit, aber ich wollte das wirklich.“ Dass er dem Schauspiel irgendwann den Rücken zukehren würde, hätte Keßler wohl damals noch nicht gedacht. Vor etwa 20 Jahren hat er seine letzte große Rolle gespielt.

Durch Zufall der deutsche Nicolas Cage

Synchronsprecher Martin Keßler kam in Oberhausen zur Welt, wuchs in Duisburg und Düsseldorf auf. Er ist die deutsche Stimme der Hollywood-Stars Nicolas Cage und Vin Diesel.
Synchronsprecher Martin Keßler kam in Oberhausen zur Welt, wuchs in Duisburg und Düsseldorf auf. Er ist die deutsche Stimme der Hollywood-Stars Nicolas Cage und Vin Diesel. © Dieter Düvelmeyer

Heute arbeitet er hauptsächlich als Synchronsprecher. „Beides zusammen funktioniert nicht mehr“, erklärt der 51-Jährige. Seine erste große Rolle hat er durch Zufall bekommen. Wegen eines Gagenscheins wollte Keßler in das Büro des Aufnahmeleiters. „Da stand eine kleine schmale Frau, die sagte dann ‚Sagen Sie mal was.’ ‚Wie? Was soll ich sagen?’ ‚Danke, reicht schon’.“ Ohne es zu wissen, wurde Martin Keßler gecastet. Einen Tag später kam das Jobangebot.

Heute ist Keßler eine der deutschen Synchronstimmen von Nicolas Cage. Die Sprecherwahl ist unter anderem vom Sprechstil abhängig. Keßler wurde bald in eine Schublade gesteckt: „Der kann ja nur die coolen Sachen, die Actionfilme“, heiße es. „Die können sich nicht vorstellen, dass ich anders kann.“ Für Stadt der Engel wurde deshalb ein anderer Sprecher engagiert.

Aber am besten gefallen dem 51-Jährigen auch „die leicht durchgeknallten“ Rollen. Von denen hat Nicolas Cage auch einige zu bieten. „Das sind merkwürdig bizarre Sachen, die Cage drauf hat. Die sind schon eine Herausforderung“, sagt Keßler, der auch Vin Diesel synchronisiert. „Das ist eine sehr spezielle Stimme, sehr anstrengend.“

Durch seine markante Stimmfarbe wird Martin Keßler auf der Straße erkannt. Neben netten Begegnungen seien auch Unverschämtheiten dabei. „Eine Frau kniff mir in die Backe und sagte zu ihrem Mann: ‘Mach mal ein Foto’“, dabei ist Keßler froh, dass es nur die Stimme ist, an der er erkannt wird. „Für mich wäre es ein Albtraum, wenn ich mit dem Gesicht bekannt wäre, ich bin ganz froh darüber, dass ich da im Dunkeln hause.“