Oberhausen.

Die Entwicklung ist alarmierend: Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland, der erwerbslos wird, ist dann sofort auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angewiesen. In Oberhausen sind die Zahlen noch bedrückender: Hier rutscht mehr als ein Drittel der arbeitslos werdenden Menschen direkt in Hartz IV.

Kurze Beschäftigungszeit

„Von den 602 Personen aus dem ersten Arbeitsmarkt, die sich im November arbeitslos gemeldet haben, beziehen 206 Hartz IV“, sagt Katja Hübner, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Oberhausen. „Die übrigen 396 sind im Arbeitslosengeld I eingruppiert.“ Betroffen vom sofortigen Hartz-IV-Bezug sind vor allem Geringqualifizierte und Leiharbeiter. Die Ursache: Oft kann durch eine zu kurze Beschäftigungszeit kein Anspruch auf das höhere Arbeitlosengeld I erworben werden. Zudem ist das erzielte Lohneinkommen in vielen Fällen zu gering, um einen über dem Hartz-IV-Satz liegenden Anspruch zu erwerben.

„Viele Menschen aus dieser Gruppe sind froh, wenn sie überhaupt mal eine neue Beschäftigung erhalten.“ Dafür würden dann auch befristete und schlechter bezahlte Stellen Stellen angenommen werden, so Hübner.

AWO sieht Entwicklung kritisch

Diese Entwicklungen sieht Jochen Kamps, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in unserer Stadt, sehr kritisch. „Der Wert von Arbeit muss endlich anerkannt werden“, fordert er. „Jeder versucht alles nur so günstig wie möglich zu bekommen. Dabei wird vergessen für welchen Lohn die Menschen hinter diesen Waren arbeiten.“

Kamps stellt in Frage, ob Arbeitslose bei diesen Aussichten überhaupt bereit sind, sich eine neue Erwerbstätigkeit zu suchen. „Der aktuelle Zustand sorgt sicherlich nicht dafür, dass man sich anstrengt, wieder in Arbeit zu kommen.“

Eine Diskussion um Mindestlöhne, zuerst im Zeitarbeitsbereich, sei daher in diesem Zusammenhang richtig. „Die bisher gefunden Niveaus sind aber eindeutig zu niedrig, um davon gut zu leben.“ Hier sieht Jochen Kamps nicht nur Politik und Wirtschaft in der Pflicht, sondern vor allem die Gesellschaft.

„Man kann das nicht als ein Problem betrachten, das allein durch politische Maßnahmen zu bekämpfen ist. Um einem gesellschaftliche Problem zu begegnen, muss vor allem die Gesellschaft einen Beitrag leisten und sich ändern“, appelliert Kamps weiter.

Ein absehbar schwieriges aber lohnendes Vorhaben für 2012.