Oberhausen. .

Eine Spielstätte für neues und experimentelles Theater entstand von 50 Jahren im Theater Oberhausen. Am 16. Dezember 1961 wurde das „studio 99“ auf der Probebühne, im zweiten Stockwerk über dem Malersaal gelegen, feierlich eröffnet.

Der damalige Chefredakteur der Fachzeitschrift „theater heute“ hielt die Eröffnungsrede. Günther Büch, der aus Hof die Idee zu einem Studiotheater mit nach Oberhausen gebracht hatte, brachte anschließend einen bunten Einakterabend auf die Bühne.

Aktuelle französische Dramatik war ein Schwerpunkt des Spielplanes, neues und unerprobtes Theater abseits des traditionellen Guckkastentheaters wurde den maximal 99 Zuschauern geboten. Ein reger Austausch mit den Studiobühnen aus Essen und Dortmund bereicherte das Angebot hier wie da.

Absoluter Höhepunkt der ersten Jahre war die Entdeckung Peter Handkes für das Theater. Seine Stücke „Weissagung“ und „Selbstbezichtigung“ erlebten am 22. Oktober 1966 im Programm des „studio 99“ in der Regie von Günther Büch ihre Uraufführung. Nach der Nominierung für das Berliner Theatertreffen 1967 ging diese Inszenierung „auf Tournee“ durch Deutschland und Europa. 1970 konnte ein junger Dramaturg namens Dieter Dorn erstmals auf der Studiobühne Regie führen. Heute ist er ein berühmter Regisseur und Intendant in München.

Spielstätte des „tip - theater im pott“

Nach der Umstrukturierung des Theaters im Jahr 1973 wurde das „studio 99“ zur Spielstätte des neu gegründeten „tip - theater im pott“. Für Kinder und Jugendliche wurde nach dem Vorbild der Berliner Theater „Grips“, „Birne“ und „Rote Grütze“ ein solches auch in Oberhausen geboren. „Das hälts’te ja im Kopf nicht aus“, dachte so mancher Erwachsene, als er von Aufklärungsstücken wie „Was heißt hier Liebe?“ hörte. Daneben standen aber auch für Jugendliche bearbeitete Klassiker oder Lese- und Liederabende zu Bert Brecht oder Kurt Tucholsky auf dem Programm.

Das „Neue Schauspiel“ integrierte das „tip“ und das „studio 99“ in sein Spielkonzept. Stücke für alle Altersgruppen von Kindern und Jugendliche ermöglichen spannende und gerne wahrgenommene Erstkontakte mit dem Theater. Die Aufführungen junger Dramatik entwickeln das Repertoire für die Erwachsenen fort. Die Inszenierungen werden häufig Regieassistenten anvertraut, die hier ihre ersten eigenen Produktionen machen.

Im Januar 2007 ist das „studio 99“ umgezogen

Im Januar 2007 ist das „studio 99“ umgezogen. Nach der Verlegung des Malersaals nach Buschhausen, war der Raum im Erdgeschoss unter dem Studio frei geworden.

Die ebene Erde in dem neuen Domizil Malersaal bot einen erleichterten Zugang auch für behinderte Zuschauer, die größere Raumhöhe führte zu einem besseren Raumklima für die Zuschauer und Schauspieler. Nach seiner alten Funktion „Malersaal“ genannt, setzt diese Spielstätte seit 2007 die Tradition des Studios auf der alten Probebühne „unter dem heißen Blechdach“ fort.