Oberhausen. .

Nach dem Vorsprechen hatte er schon das Gefühl, dass es klappen könnte, sah sich die Inszenierung „Drei Schwestern“ an und ging entspannt im „Falstaff“ ein Bier trinken. Eicke Weinreich (26) hatte Recht: Das Oberhausener Theater wollte ihn. Jetzt ist er einer der beiden „Neuen“ im Ensemble und war bereits in „Emilia Galotti“ auf der Bühne zu sehen.

„Es war mein bestes Vorsprechen“, sagt der junge Mann. „Ich mochte die Atmosphäre, es war keine Prüfungsstimmung.“ Locker habe er seine Rollen gespielt, gesungen und gespürt: „Die haben ein echtes Interesse daran, ob ich zum Team menschlich passe.“ Jetzt werde es ihm leicht gemacht, hier anzukommen.

Viel positive Energie

Zwei Jahre war Eicke Weinreich am Dresdener Theater und „hatte Glück, dass ich viel spielen durfte“. Diese Zeit gehörte noch zu seiner Ausbildung, die die Schauspielschule Leipzig in einen theoretischen und einen praktischen Teil gliedert. „Bewegung, Gesang und Vorsprache studierten wir noch nebenbei.“ Das Engagement an unserem Theater ist Eicke Weinreichs erster Festvertrag nach bestandener Schauspielprüfung.

Ein bisschen Angst hatte er schon. „Ich wusste, ich komme nach einer erfolgreichen Spielzeit in eine gefestigte Gruppe. In Dresden hingegen fing ich nach einem Intendantenwechsel an, da waren alle neu.“ Dass er gleich mit Herbert Fritsch arbeiten konnte, war ein Glücksfall: „Der ist wirklich ein krasser Regisseur, hat hohe Erwartungen, bringt aber irre viel positive Energie in den Raum. Da fand ich mich in die Gruppe ein.“

Mit der Ruhrpott-Mentalität - „echt und direkt“ - hat Eicke Weinreich, der aus Oldenburg kommt, keine Probleme. „Es ist schon wichtig, dass man versucht, die Stadt und die Leute, für die man spielt, zu verstehen.“ Dass Oberhausen keine Akademiker-Stadt ist, stört ihn nicht. „Umso cooler, dass es das Theater gibt.“

Borussia-Fan

Als Fan von Borussia Dortmund freut er sich, dass er nun Gelegenheit hat, sein Team häufiger zu sehen. Fußball würde er auch ganz gern selber spielen. „Schade, dass es keine Theater-Mannschaft gibt. Ich glaube, ich sollte mal einen Aushang machen.“ Um sich fit zu halten, geht er joggen und überlegt noch, ob er sich in einem Studio anmeldet oder mal eine Kampfsportart ausprobiert. Ansonsten spielt er Gitarre und kümmert sich um seine Schildkröte, die auf dem Balkon wohnt. Eine Wohnung zu finden, sagt Eicke Weinreich, sei nicht so leicht gewesen. „Manche waren wirklich richtig dreckig. In einer lag sogar eine tote Taube.“

Eicke Weinreich, der sich auch schon als Filmschauspieler bewährte, schreibt Drehbücher, „um ab und zu mal mit einem anderen Blick aufs Leben zu gucken. Ich mache gerade eine Dokumentation über meinen Jahrgang an der Schauspielschule. Mit welchen Erwartungen gehen wir in den Beruf? Wo steht man jetzt?“

Die Zeiten, als junge Schauspieler bedauert wurden, wenn sie anderen von einem Engagement in Oberhausen erzählten, sind vorbei. „Die anderen haben mir gratuliert, haben sich für mich gefreut. Dass es ein gutes mutiges Theater ist, hat sich herumgesprochen.“ Momentan probt Eicke Weinreich für die Dschungelbuch-Premiere. Darin wird er den Geier Chil spielen und Balu und Baghira helfen, den von Affen entführten Mowgli zu retten.