Cats-Premiere am Centro Oberhausen - Vom Zauber des Schrottplatzes
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Oberhausen. . Das Musical „Cats“ feierte am Dienstag im Theaterzelt am Centro in Oberhausen Premiere. In bekannter Manier tanzten und sangen die als Katzen verkleideten Schauspieler im Schrottplatzambiente. Und zeigten: Katzen sind auch nur Menschen. Irgendwie.
Das ist doch einmal eine Aufforderung vor einer Aufführung: Da heißt es nicht nur: „Stellen Sie bitte Ihre Mobiltelefone ab“, sondern auch: „Und stellen Sie das Schnurren ein.“ Aber wie könnte es auch anders sein, wenn die „berühmtesten Katzen der Welt“ sich in die Herzen der Zuschauer tanzen und singen. Wie am Dienstag bei der Premiere des Musical „Cats“ im Theaterzelt am Centro.
In eine mystisch-magische, traurige, aber auch bunte und manchmal sogar komische Welt nahmen die Jellicle-Katzen die Zuschauer mit. Erstaunlich, wie viel Erhabenheit ein alter Schrottplatz ausstrahlen kann, wenn ihn Katzenstars wie Grizabella, Alt Deuteronimus oder Mr. Mistofelees mit Leben füllen.
Katzen sind auch nur Menschen
Die Rundbühne im Zelt, deren Randbereiche sogar mit Müll-Accessoires wie alten Kartons und Zeitungen gestaltet waren, perfekt geschminkten Katzen in fantasievollen Fellkostümen, die immer wieder die Bühne verließen, um sich unter die Gäste zu mischen, all das zog die Zuschauer in das Geschehen hinein. Ließ ihn ganz nahe kommen, diesen mondbeschienen Platz, auf dem die Katzen ihren Jellicle-Ball feiern, bei dem es um nicht weniger geht als um ein zweites Leben für einen der Tiger - eine Wiedergeburt.
Ganz ähnlich einer Nummern-Revue präsentierten die Katzen sich und damit den Gästen ihr schillerndes Leben. Man möchte fast glauben, Katzen sind auch nur Menschen. Denn allzu menschlich zeichnen sich die Charaktere der Geschichte, die auf den Gedichten des „Old Possum’s Book of Practical Cats“ von T. S. Eliot basiert und die von Andrew Lloyd Webber vertont wurde. Unter einem glitzerndem Sternenhimmel rockt der Rum Tum Tugger wie dereinst Elvis.
Promis bei Cats-Premiere
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Gangster, Zauberer, Theaterkater
Singen die Zwillinge Mungojerrie und Rumpleteazer frech über den gebündelten Unfug, den sie tagtäglich treiben. Wird es beinahe so schaurig-gruselig wie in Brechts „Dreigroschengroper“, wenn Demeter und Bombalurina nicht über Mackie Messer, sonder hier über den Gangster Maccavity singen: „Maccavity, der Kater ist ein krimineller Fall. Man nennt ihn auch die ‘unsichtbare Pfote’ überall.“
Mit der unsichtbaren Pfote hat der Magier Mr. Mistoffeles nichts am Schnurrbart, dafür kann er Zaubern. Und Skimble, der nette Onkel von der Eisenbahn, kennt sich mit Postzügen aus. Der alte Gus dagegen, ein Theaterkater, hat schon immer tragende Rollen gespielt, nicht nur die beim Jellicle-Ball.
Seelenpein vom Leib gesungen
Und dann ist da natürlich Grizabella, die einstige Glamour-Lady und heute Ausgestoßene, die tief berührt, wenn sie von vergangener Schönheit, Jugend und Glück singt. „Träume, die Erinnerung im Mondlicht . . .“ - es dürfte niemanden geben, der diesen wohl berühmtesten Musical-Hit aller Zeiten nicht kennt.
Grizabella (dargestellt von Anna Montanaro) singt sich mit „Erinnerung“ ihre Seelenpein vom Leib. Welch Stein fällt einem vom Herzen, wenn dieses alte, geschundene Geschöpf die Chance Wiedergeburt erhält, die Reise in den Heaviside Layer antreten darf.
CATS bald in Oberhausen
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Vergänglichkeit und das Leben danach
Und zum Schluss, wenn alle Premierengäste da stehen und die Katzen mit Standing Ovations bedenken, fragt man sich, was macht eigentlich den Zauber dieses Musicals aus. Die Verfremdung des Menschlichen, das durch allerliebste ehrliche kätzische Art nur gewinnen kann, die schillernden Figuren, die tieftraurige Geschichte einer alten Katze.
Oder einfach die schnurrig-spielerische Beantwortung der Frage nach der Vergänglichkeit und dem, was wohl nach dem Leben kommt. Der Heaviside Layer liegt hier nur einen Katzensprung entfernt.
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