Oberhausen. . Howard Carpendale gehört längst nicht zum alten Eisen. Bei seinem Konzert vor 3000 Fans in der König-Pilsener-Arena zeigt sich der 65-Jährige in bester Spiellaune – und lüftet nebenbei noch kleine Geheimnisse.
„Hello again“, er sagt immer „Hello again“: Howard Carpendale ist ein Künstler, der sich gerne verabschiedet und dann doch nicht so einfach loslassen kann. Oftmals schon sollte nach der einen letzten Tournee Schluss sein. Doch noch immer geht der im südafrikanischen Durban geborene Schlagersänger auf die hiesigen Bühnenbretter. So auch am Mittwochabend vor 3000 Fans bei der Tour „Das alles bin ich“ in der verkleinerten König-Pilsener-Arena in Oberhausen.
Und so richtig übel nehmen können die Fans dem 65-Jährigen seine Wankelmütigkeit auch gar nicht. Im Gegenteil: Sie freuen sich sichtlich, dass ihr „Howie“ wieder in penibler Regelmäßigkeit die Hallen des Landes bereist. Ein gesenkter Blick in die erste Reihe, ein Streichen über sein Haupthaar – und das überwiegend reifere Publikum ist außerordentlich entzückt. Dabei funktioniert Howard Carpendale bei genauerem Hinschauen generationsübergreifend. Mütter haben ihre Töchter dabei, gemeinsam erheben sie sich von ihren Sitzplätzen und singen: „Ti amo!“
„Howie“ erobert noch immer die Herzen
Rund 25 Millionen Platten hat Carpendale in seiner Karriere verkauft. Angefangen hat alles in den 70er Jahren. Als er mit Scheiben wie „Eine Schwäche für die Liebe“ die hiesigen Herzen eroberte. Dennoch lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er kann auch vier Jahrzehnte später noch locker mithalten. Trotzdem nutzt Carpendale das Konzert auch, um ein wenig zurückzublicken. Er plaudert offen über seine Kindheit in Südafrika und den Anfang seiner Karriere in Deutschland.
So sitzt er sinnierend auf einem Hocker, während seine Band im Hintergrund den Takt vorgibt. Carpendale kramt in Erinnerungen und huldigt eigenen Vorbildern. Elvis Presley etwa, denn mit „Love me tender“ und „Suspicious Minds“ gibt er zum Jubel auf den Rängen lange Cover-Versionen zum Besten. Zudem verrät Carpendale den Ursprung dieser Zuneigung: „Elvis hat meine Karriere beeinflusst!“ Als 14-Jähriger musste er bei einem Gesangswettbewerb in Südafrika genau diese Lieder singen – er gewann schließlich: einen Plattenvertrag.
Zwischendurch gibt es im Konzert noch einen 60-Sekunden-Trailer seines neuen Spielfilms mit Sohn Wayne, der bald in der ARD zu sehen sein wird. Eine, sagen wir, verzichtbare Einlage, die das Konzert aber nur kurz aus dem Takt bringt. Denn mit Songs wie „Alice“ und „Samstag Nacht“ geht es flott weiter. Da beweist das Publikum beim Mitsingen beste Chorqualitäten.
Geschenke am Bühnenrand
Nach so viel Arbeit belohnen die Fans ihren „Howie“ nicht nur mit viel Applaus. Auch kleine Geschenke fliegen immer wieder vom Bühnenrand auf die Bretter. Carpendale quittiert es mit einem Lächeln und flüstert leise ins Mikrofon: „Dankeschön!“
Seinen großen Hit „Dann geh doch“ singen zwar alle aus voller Kehle mit, auch nur ansatzweise ernst meint diese Worte jedoch keiner. Abschied muss nach gut zwei Stunden Konzert dann aber doch sein, wenn auch nur temporär: Niemand geht eben so ganz!