Mit „Das Alles bin ich“ erscheint Ende Februar Howard Carpendales neues Album, das der Südafrikaner mit dem charmanten Akzent bald auch live präsentieren wird. Vorab sprachen wir mit dem Blondschopf u.a. über Fracksausen und Freiheit.
Herr Carpendale, Ihr Ruhestand dauerte nur vier Jahre. Müßiggang ist nicht Ihr Ding, oder?
Carpendale: Das stimmt. Pausen mag ich nicht. Ich arbeite lieber. Ich kann zwar auch faulenzen, aber wir haben gerade neue Projekte am Start: eine neue Platte, die Tournee und ein anderes Projekt, das noch nicht spruchreif ist. Es passiert also einiges dieses Jahr.
Sie sind ein alter Showhase. Spüren Sie dennoch ein Kribbeln vor einer neuen Veröffentlichung?
Carpendale: Nervös bin ich nicht, das ist ja auch eher ein negatives Gefühl. Man kann das am besten mit einem Sportler vergleichen: Ich glaube nicht, dass ein Fußballer nervös ist, wenn er mit seinen zehn Kumpels auf den Rasen rennt. Er ist vielleicht motiviert und aufgeweckt. Aber ein Kribbeln im Bauch verspüre ich schon. Weil uns gelungen ist, etwas Neues darzustellen mit dem Album.
Nämlich?
Carpendale: Es gibt da einen Block, den ich seit Jahren in meinen Konzerten bringe. Wir nennen ihn „Eagles-Block“: Die Musiker kommen nach vorne, sitzen um mich herum und spielen Gitarre. Irgendwann hat mich dann jemand gefragt: „Warum machst du so etwas eigentlich nicht auf Platte?“ Und das ist im Grunde der Kern des neuen Albums.
Kann man so eine Live-Stimmung denn im Studio erzeugen?
Carpendale: Ja, und es hat irre viel Spaß gemacht. Ich habe das Gefühl, dass diese Atmosphäre auch auf Platte sehr gut rüberkommt. Meine Stimme ist auch viel besser zu hören – das macht es live-mäßiger.
Hat sich Ihr Gesang im Laufe der Jahre eigentlich verändert?
Carpendale live
4.6. Hemer (Sauerlandpark), 8.11. Siegen (Siegerlandhalle), 10.11. Bochum (RuhrCongress), 23.11. Oberhausen (KöPi-Arena).
Karten für ca. 44-99 € gibt’s in unserem TICKET-SHOP unter 01805/280123 sowie www.DerWesten.de/tickets
Carpendale: Natürlich. Man entwickelt sich weiter. Ich lerne auch immer mehr dazu, was die Phrasierung angeht. Und ich freue mich jetzt schon auf mein nächstes Leben – da bin ich dann Weltklasse! (lacht)
Was halten Sie denn von unserem Grand-Prix-Star Lena? So etwas wie Gesangstechnik kennt sie nicht...
Carpendale: Aber ich wünschte mir, ich wäre mit 20 schon so gut gewesen! Sie hat eine Ausstrahlung, die nur wenige haben. Aber sie muss ihren Weg machen. Und eine Tournee so früh für sie zu organisieren, halte ich für einen Fehler.
Sie haben früher mit Schlagern den Massengeschmack bedient. Machen Sie jetzt die Musik, die Sie selber gerne hören möchten?
Carpendale: Ganz genau. Das ist für mich die einzige Möglichkeit, authentisch zu sein. Ich wäre verrückt geworden, wenn ich vor 20 Jahren immer noch mit der Musik von damals weitergemacht hätte.
Freiheit ist Ihnen wichtig?
Carpendale: Sehr! Es geht nicht ohne. Auch was die Erwartung des Publikums angeht. Wir haben uns immer gefragt, was man von uns erwartet – und sind dann in eine ganz andere Richtung gegangen. Denn wenn das Publikum nur das bekommt, was es erwartet, ist es schlussendlich enttäuscht.
Das sehen aber nicht alle Ihre Kollegen so...
Carpendale: (lacht) Deswegen gibt es ja auch nicht mehr so viele aus der damaligen Zeit. Und ich ärgere mich, wenn ich lese: „Er ist sich treu geblieben.“ Sich treu zu bleiben ist der größte Fehler, den man als Künstler machen kann.
Und das Publikum zieht mit?
Carpendale: Schauen Sie, mein Publikum ist zu großen Teilen zwischen 44 und 54 Jahre alt. Als ich 35 Jahre alt war, haben diese Menschen mich mit 20 kennengelernt. Das ist ein gutes Gefühl.
Dann sind Sie bei Ihren Konzerten ja der Älteste in der Halle...
Carpendale: Genau das war immer mein Ziel (lacht).