Oberhausen. . Howard Carpendale spielt am 23. November nach langer Bühnenabstinenz in Oberhausen. Der Musiker weiß, dass die Zeit des Schlagers “seit mindestens 15 Jahren vorbei“ ist. Carpendale sehnt sich jedoch nicht nach der alten Zeit. Für ihn zählt die Zukunft. Und in der möchte er weiterhin seiner Leidenschaft nachgehen.

Er hasst die Stagnation. Dieses Suhlen im Ruhm vergangener Tage. Möglicherweise, sagt Howard Carpendale, habe ihn genau diese Einstellung vor dem Schicksal bewahrt, das einige seiner ehemaligen Hitparaden-Kollegen jetzt teilen.

In Einkaufszentren und Möbelhäusern singen sie gegen die Gefahr an, neben reduzierten Wohnlandschaften selbst zur Ramsch-Ware zu verkommen. Howie, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird, muss sich dagegen nicht sorgen. Er füllt noch die Hallen - auch wenn sie nicht mehr ganz so groß sind wie früher. Oder abgeteilt werden.

„Das war die bunte Papagei-Zeit“

Die Wirtschaftskrise mache sich eben überall bemerkbar, sagt der Sänger mit seinem butterweichen Akzent, während er entspannt auf der Galerie in der Kölner Lanxess Arena sitzt. Hier wird er im Rahmen seiner „Das alles bin ich“-Tour auch auftreten. Vorher aber kommt er nach Oberhausen. Am 23. November singt er in der Arena.

Er war nie jemand, der sich nach dem Gestern sehnte. Dabei, sagt Howard Carpendale, könne man der alten Zeit den Charme keinesfalls absprechen. „Ach, das war lustig, das war die bunte Papagei-Zeit, dagegen war Lady Gaga spießig.“ Während er das sagt, lächelt er wohlwollend als habe die Zeit ihn gnädig gestimmt.

Auch, wenn er sich mit nostalgischem Vergnügen an den quietschbunten Zirkus erinnert - wiederhaben möchte er die Zeit nicht. Das macht er mehr als deutlich. Als die Neue Deutsche Welle den klassischen Schlager Anfang der 80er-Jahre abgelöst habe, „habe ich mir gesagt, jetzt ist Schluss, jetzt funktionieren diese Titel nicht mehr“. Was aber nicht bedeutet, dass seine Fans die alten Gassenhauer nicht mehr zu hören bekommen. Die singt er genauso, allerdings etwas befreit von der musikalischen Zuckerglasur der damaligen Jahre.

Vergrätzen möchte er seine Fans nicht. Aber zu sehr ist er Profi, als dass er an einer Musikbewegung hängt, die ihre Halbwertszeit längst überschritten hat. „Der Schlager ist seit mindestens 15 Jahren vorbei.“, sagt Howard Carpendale und vertritt diese These konsequent.

Mindestens genauso geradlinig trat er Ende 2003 von der großen Bühne ab. Als er sagte: „Ich höre auf!“, da schien sein Entschluss ebenso unerschütterlich wie zuvor sein Drang, voranzugehen.

Und dann kam die Leere.

„Da habe ich Depression zumindest kennengelernt“

Howard Carpendale zog sich nach Florida zurück. Versuchte sich als Geschäftsmann. Und bemerkte erst langsam, wie sehr ihn sein neues Leben anödete. „Sagen wir mal so: Da habe ich die Depression zumindest kennengelernt.“

Nach rund vier Jahren stand er wieder auf der Bühne. Und die Lehre, die er aus seiner Auszeit gezogen hat, betet er wie ein Mantra herunter: „Wenn das, was du tust, deine Leidenschaft ist, mach’ es, solange du kannst.“

Eine Art Howardscher Imperativ. Den Carpendale aber auch nicht bis zum Exitus ausreizen möchte. Den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören wolle er nicht verpassen: „Denken Sie an Michael Jackson oder Elvis. Die werden ja nur noch so wahrgenommen, wie sie am Ende waren.“

Gut möglich, dass ihn diese Einstellung vor den Möbelhäusern der Bundesrepublik bewahrt.