Oberhausen. . In der Ergotherapeutischen Werkstatt der Caritas versuchen psychisch Kranke und geistig Behinderte ihren Weg ins Leben zu finden. Ganz ohne Leistungsdruck.

Die Konzentration ist fast greifbar. Jeder geht aufmerksam und mit großem Eifer seiner Arbeit nach. Der eine bearbeitet den Ton, die andere schneidet eine Weihnachtspostkarte zurecht. Da wird aber zwischen drin auch immer wieder mal etwas rumgeflachst und gelacht, man unterhält sich über aktuelle Kinofilme. Wie an fast jedem Arbeitsplatz. Nur der Leistungsdruck, die unbedingte Anforderung Ergebnisse abzuliefern, fehlt hier.

Dieses „Hier“, das ist die Ergotherapeutische Werkstatt der Caritas in Osterfeld. Hierhin kommen Menschen mit psychischen Erkrankungen oder einer geistigen Behinderung, sie sollen befähigt werden, ihr Leben zu ordnen und es möglichst selbstständig zu führen. Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern, die Konzentrationsfähigkeit steigern, Teamfähigkeit entwickeln und die Belastbarkeit erweitern. Das sind die Kernziele.

Familiäre Atmosphäre

„Wir wollen unseren Klienten dabei helfen, sich an einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen. Dazu gibt es hier für sie eine erste Anlaufstelle. Am Ende sollen sie für eine Tätigkeit auf dem zweiten Arbeitsmarkt vorbereitet sein, etwa in einer Werkstatt der Lebenshilfe oder einer Einrichtungen der Caritas“, so Anett Dittmeyer, Bewegungstherapeutin in der Werkstatt. „Wichtig ist dabei, dass sie sich gegenseitig stützen und stärken. Dieses Arbeiten im Team ist eine große Stütze des Konzeptes.“

Der Ergotherapeut Matthias Görtz kann dem nur beipflichten. „Wir haben die Beobachtung gemacht, dass psychisch Erkrankte oft unter Antriebslosigkeit leiden. Bei vielen geistig Behinderten ist das anders, sie haben sehr viel Energie. Durch diesen Umstand ergänzen sich unsere Klienten untereinander wunderbar.“ Gerade auch die Mischung von Menschen mit den verschiedensten Handicaps und Hintergründen ist es, die diese Einrichtung besonders macht.

Rund 30 Klienten werden momentan hier betreut, der jüngste ist 20 und die älteste 64 Jahre alt. „Gerade bei den Jüngeren ist oft sehr viel Ehrgeiz zu spüren, etwas im Leben zu erreichen. Bei den Älteren ist das vielleicht nicht mehr so ausgeprägt“, so Matthias Görtz. Alle haben aber eines gemeinsam: Sie fühlen sich hier pudelwohl. Kein Wunder bei der familiären Atmosphäre.

In der Werkstatt gehen sie dabei ganz unterschiedlichen Arbeiten nach. Zum einen fallen natürlich die „alltäglichen“ Hausarbeiten an, etwa das Zubereiten des Mittagessens.

Keine Fließbandarbeit

Daneben gibt es den großen Bastel- und Werkraum, in dem derzeit alles im Zeichen der kommenden Weihnacht steht. So werden individuell gefertigte Weihnachtskarten zurechtgeschnitten oder Weihnachtsbaumfiguren aus Ton hergestellt. „Niemand soll sich überfordert fühlen, deswegen arbeiten wir auch ohne Leistungsdruck. Wenn etwas mehr hergestellt wird ist das gut, aber wenn es etwas weniger als gedacht wird, ist das auch nicht schlimm. Es soll ja schließlich auch keine Fließbandarbeit sein“, erklärt Matthias Görtz.

Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist die Einbindung und Öffnung hin zur Kirchengemeinde St. Franziskus. So waren bereits im September bei der Hundertjahrfeier zum Gemeindeleben der Kirche St. Josef einige Klienten aus der Werkstatt im Einsatz und bewirteten dort die Gäste. Hermann-Josef Schepers, Mitglied des Vorstandes der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, zeigt sich immer noch beeindruckt von ihrer Einsatzbereitschaft.

„In diesem Jahr haben wir soviel Getränke verkauft wie noch nie zuvor. Das ist nur dem Umstand zu verdanken, dass sie so offen und freundlich auf die Gäste zugegangen sind.“

Zukünftig soll diese öffentliche Präsenz verstärkt werden. „Wir wollen diese Einrichtung auch in den hiesigen Sozialraum einbinden.“