Oberhausen.. Palliativmediziner Michael Etges weiß: „Die meisten Schwerstkranken möchten zu Hause sterben.“ Doch bislang fehlte dafür in Oberhausen die Infrastruktur. Das soll sich ab sofort ändern: Die Verträge für eine verbesserte Versorgung sind unter Dach und Fach, eine individuelle Betreuung ist ab sofort möglich.
Palliativmediziner Michael Etges weiß: „Die meisten Schwerstkranken möchten zu Hause sterben.“ Doch bislang fehlte dafür in Oberhausen die Infrastruktur. Das soll sich ab sofort ändern: Die Verträge für eine verbesserte Versorgung sind unter Dach und Fach.
Eine ambulante Schmerztherapie ist zwar auch in Oberhausen bereits seit einigen Jahren möglich. Doch etwa zehn Prozent aller Sterbenden benötigen eine besonders aufwendige spezialisierte Versorgung. Vor Ort sind das nach Angaben der AOK Rheinland etwa 270 Betroffene, die nicht selten rund um die Uhr versorgt werden müssen - bislang noch im Krankenhaus.
Mit dem Vertragsabschluss über die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) soll sich das nun ändern. Koordiniert wird die Versorgung vom St.-Clemens-Hospital in Sterkrade, das dabei eng mit fünf niedergelassenen Palliativ-Medizinern sowie dem ambulanten Hospiz in Oberhausen zusammenarbeitet. Gemeinsam mit der Caritas bildete das Clemens-Hospital 20 Pflegekräfte in einer 160 Stunden umfassenden Fortbildungsmaßnahme zu Palliativfachkräften aus.
Palliativ-Care-Team
„Wir wählten dafür nur die erfahrensten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus“, erläutert Michael Boos, Geschäftsführer der St. Clemens Hospitale Sterkrade gGmbH. Denn wer schwer kranke Menschen betreue, müsse nicht nur über eine gehörige Portion medizinische Erfahrung verfügen. „Sondern auch auf das Umfeld, die Familie eingehen können“, ergänzt Petra Stecker (St.-Clemens-Pflegedirektorin). Denn sonst kommt es zu Fällen wie diesem: Eine Familie holt die todkranke Großmutter aus dem Krankenhaus, damit sie zu Hause sterben kann. Doch als der Pflegedienst feststellt, dass die alte Dame keinen Urin mehr ausscheiden kann, soll sie zurück ins Krankenhaus. Erst Palliativmediziner Michael Etges kann beruhigen: „Das allmähliche Versagen der Nieren ist ein ganz natürlicher Prozess, der zum Sterben dazugehört - und dafür ist sie ja nach Hause gekommen.“
Um Missverständnisse wie diese auszuschließen, aber auch auf Symptome wie Schmerzen, Luftnot, Erbrechen richtig zu reagieren, stellt künftig ein regionales Palliativ-Care-Team aus qualifizierten Ärzten, Pflegefachkräften sowie Koordinatoren die Patientenversorgung im gesamten Stadtgebiet sicher.
Kein Wettbewerbsfeld
Pflegedirektorin Petra Stecker erläutert, wie’s funktioniert: „Hat der Patient von seinem behandelnden Arzt oder vom Krankenhausarzt eine Verordnung bekommen, besucht das Palliativ-Care-Team den Kranken zu Hause und plant die optimale Versorgung.“ Haus- oder Facharzt werden dabei miteinbezogen, ebenso wie der möglicherweise bereits eingeschaltete Pflegedienst. „Unsere Betreuung wird an das angepasst, was wir vorfinden, es gibt einen 24-Stunden-Rufdienst für Pflegekräfte und beteiligte Mediziner“, versichert Stecker.
Ist die Verordnung einmal ausgestellt, zahlt die Kasse einen Tageshöchstsatz von bis zu 225 Euro. Ablehnungen gibt es nicht. Das gilt übrigens nicht nur für die AOK Rheinland, die federführend mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Palliativ-Care-Team den Vertrag abgeschlossen hat. „Sondern das gilt auch für alle anderen beteiligten gesetzlichen Kassen“, versichert AOK Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann. „Bei der SAPV handelt es sich nicht um ein Wettbewerbsfeld, da sind wir uns alle einig.“
Weitere Info gibt es beim Care-Team in der Sozialstation des St. Clemens-Hospitales unter 695-200. Für Patienten, Angehörige und Ärzte übrigens ein Weg ohne bürokratische Hürden - um die kümmert sich die Sozialstation.