Nach Arbeit riecht es gerade nicht in der Caritas-Werkstatt an der Hertastraße, es duftet vielmehr – und zwar nach frisch gebackenen Waffeln. Es ist ein sommerlicher Vormittag, im ehemaligen Pfarrhaus an der Hertastraße in Osterfeld haben die Mitarbeiter Pinsel und Klebstofftube aus der Hand gelegt und blinzeln im großen Garten in die Sonne. Der Werkstattbetrieb ruht erst einmal für eine halbe Stunde.

Die 16 Frauen und Männer, die in der hellen, freundlichen Werkstatt arbeiten, waren auch schon recht produktiv. In einer Ecke des Raumes stapelt sich allerlei Kunsthandwerk, das am Tag der Begegnung, am 27. Juni, im Essener Grugapark verkauft werden soll. Die Arbeit in der ergotherapeutischen Werkstatt wird unter dem Dach der Caritas im Grugapark vorgestellt, und auch die Mitarbeiter aus den Werkstätten kommen nach Essen.

Was und wie viel an der Hertastraße produziert wird, ist nicht allzu wichtig. Viel relevanter ist, dass sich die Mitarbeiter, die in verschiedenen Oberhausener Heimen leben, überhaupt einer Aufgabe widmen. „Wir helfen unseren Klienten, eine feste Tagesstruktur aufzubauen“, erklärt Ergotherapeut Matthias Görtz.

In welchem Umfang dies geschieht, mit welchen besonderen Anforderungen an Klienten und Therapeuten, ist so unterschiedlich wie die Mitarbeiter. Es sind Menschen mit Persönlichkeitsstörungen wie Schizophrenie darunter, geistig Behinderte und auch Personen, die exzessiver Drogenmissbrauch aus den Bahnen eines geordneten Lebens geworfen hat.

Auf dem Weg in ein
selbstbestimmtes Leben

Für diese Menschen ist es zunächst wichtig, dem Alltagsleben überhaupt wieder eine Struktur zu geben. „Ob sie hier basteln oder malen, oder ob sie lieber im Garten arbeiten, ist zunächst einmal zweitrangig“, erklärt Görtz. Teilhabe und Interesse, sich überhaupt einer Aufgabe zu widmen, sind weitaus wichtiger auf dem Weg in ein möglichst weitgehend selbstbestimmtes Leben.

Das hat man im Christophorus-Haus der Caritas für seelisch Behinderte und verhaltensauffällige junge Menschen schon frühzeitig erkannt. Dort liegt der Ursprung der ergotherapeutischen Werkstatt, die im November 2008 ins alte Pfarrhaus der Gemeinde St. Josef Heide einzog. Zwei Ergotherapeuten und wechselnde Praktikanten bilden das Betreuungsteam, demnächst stößt noch eine weitere Kraft hinzu. Zu tun gibt es an der Hertastraße genug, Görtz könnte mit einer Erweiterung des Angebots gut leben – im Moment öffnet die Werkstatt an drei Tagen in der Woche ihre Pforten, mehr wäre besser. „Ein fester Rhythmus ist für unsere Klienten ganz wichtig“, erklärt der Ergotherapeut.

Was nicht bedeutet, dass nicht mal was außerhalb der Reihe geschehen soll – wie etwa der Tag der Begegnung. „Ein schöner Termin für unsere Klienten, um alte Bekannte zu treffen.“