Oberhausen. .

Der Aufschwung kommt bei schwerbehinderten Arbeitslosen nicht an, eher im Gegenteil, hat der Deutsche Gewerkschaftsbund aktuell festgestellt. Auch in Oberhausen haben’s Arbeitssuchende mit Handicap nicht leicht.

Während in den vergangenen beiden Jahren die Gesamtzahl der Arbeitslosen um 15 Prozent zurückging, legte die Zahl der Arbeitssuchenden mit einer Schwerbehinderung um 7,6 Prozent zu.

Falsche Vorstellungen

„In den Köpfen vieler Unternehmer sind immer noch Barrieren und falsche Vorstellungen über Schwerbehinderte vorhanden“, so Katja Hübner, Sprecherin bei der Agentur für Arbeit. Im Oktober 2011 waren 793 Menschen mit einer schweren Behinderung in unserer Stadt ohne Arbeit, das sind 93 Personen (ein Plus von 13,3 Prozent) mehr als im Vorjahresmonat. „Das Potenzial, das in vielen Schwerbehinderten steckt, muss endlich erkannt werden. Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel müssen viele Unternehmen umdenken.“

Vielfach würden Arbeitgeber zurückschrecken, da sie einen vermeintlichen Mehraufwand fürchten. Dabei sollte eigentlich klar sein: Die Unternehmen sind hier nicht alleine. „Es gibt viele Möglichkeiten bei der Eingliederung zu helfen. Zum einen können Zuschüsse gezahlt werden, zum anderen aber auch viele weitere Hilfen in Anspruch genommen werden.“

Zumal es ja auch gesetzliche Bestimmungen gibt, die eine Mindestbeschäftigungsquote von fünf Prozent an Schwerbehinderten in einem Betrieb vorgeben Sind’s weniger, droht eine Ausgleichsabgabe. „Leider nehmen dies viele Arbeitgeber in Kauf.“ Die Arbeitsagentur geht aber mit gutem Beispiel voran. „Bei uns liegt die Schwerbehindertenquote bei 8,4 Prozent“, so Katja Hübner.

"Gerade das Humankapital ist doch das Wichtigste"

Richard Höhmann-Rölle ist der Verantwortliche des Integrationsfachdienstes (IFD) für Oberhausen, der behinderte Menschen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz unterstützt. „Schwerbehinderte definieren sich oftmals über ihre Arbeit. Sie sehen in ihr einen Sinngeber.“

Darum seien sie oftmals auch besonders fleißig und pünktlich. „Viele Arbeitgeber scheuen aber davor zurück, Schwerbehinderte einzustellen. Sie sehen oftmals nur eine Last.“ Für Höhmann-Rölle eindeutig ein Denkfehler: „Gerade das Humankapital ist doch das Wichtigste.“

Bei der Stadtverwaltung nimmt man seine soziale Verpflichtung ernst: „Unter den städtischen Beschäftigen befinden sich derzeit 150 Menschen mit Behinderung“, so Stadtsprecher Martin Berger. Also eine gute Quote von 6,8 Prozent. Auch die EVO liegt deutlich über der gesetzlichen Mindestquote.

„Wir beschäftigen aktuell 38 Menschen mit Behinderung, das sind deutlich mehr als fünf Prozent“, so Pressesprecherin Birgit Konopatzki. Außerdem gibt es auch einen Schwerbehindertenvertreter und eine innerbetriebliche Integrationsvereinbarung.