Nürnberg. . Der Arbeitsmarkt in NRW hat die Krise von 2008 überwunden. Die Zahl der Arbeitsmarkt ist im Mai laut Arbeitsagentur um 2,2 Prozent gesunken. DGB-Landeschef kritisiert “Jobwunder“-Einschätzung. Immer weniger Beschäftigte unbefristet angestellt.

Die Arbeitslosenzahl hat im Mai erstmals seit sieben Monaten die Marke von drei Millionen unterschritten. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte, waren 2,96 Millionen Menschen arbeitslos, das waren 118.000 weniger als im April. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,3 Punkte auf 7,0 Prozent.

Auch der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen profitierte vom Wirtschaftsaufschwung und der saisonalen Belebung. Im Mai ging die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 2,2 Prozent auf 732.858 Personen zurück, wie die NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur in Düsseldorf mitteilte. Das sei der niedrigste Stand in einem Mai seit 1993. Die Arbeitslosenquote sank von 8,3 auf 8,1 Prozent.

Knapp 50.000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr

Gegenüber dem Mai 2010 lag die Zahl der Arbeitslosen um 6,3 Prozent - oder 49.230 Personen - niedriger. Die Arbeitslosenquote hatte vor einem Jahr noch bei 8,7 Prozent gelegen.

"Die Auswirkungen der Finanzkrise 2008/2009 hat der nordrhein-westfälische Arbeitsmarkt überwunden. Der pragmatische Einsatz der Kurzarbeit sowie die Flexibilität der Unternehmen und der Arbeitnehmer führten im Ergebnis dazu, dass die Arbeitslosigkeit relativ schnell abgebaut wurde und sich die Sockelarbeitslosigkeit nicht – wie bisher nach wirtschaftlichen Krisen – weiter aufgebaut hat", sagte die Chefin der NRW-Regionaldirektion, Christiane Schönefeld. Damit sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt jetzt günstiger als vor dem Ausbruch der Finanzkrise.

Bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten waren im März 2011 über 5,93 Millionen Menschen gemeldet - das ist gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 145.400 Menschen. Schönefeld unterstrich, dass es derzeit "viele Chancen für Arbeitslose" gebe, eine Stelle zu finden - sofern die "notwendige Flexibilität vorhanden" sei. Derzeit profitierten alle Altersgruppen von der rückläufigen Arbeitslosigkeit.

DGB-Landeschef warnt vor Lohndumping

Im Ausbildungsbereich werde die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zwar kleiner, dennoch gebe es im Mai noch 50.574 Bewerber ohne Ausbildungsvertrag, hieß es weiter. Dem stünden 37.875 unbesetzte Lehrstellen gegenüber. Beim Stellenangebot sind die Zahlen allerdings bundesweit rückläufig. Wie die BA zum Wochenbeginn bekannt gab, war die Nachfrage nach Arbeitskräften bei den Unternehmen im April erstmals seit zwei Jahren wieder gesunken.

Im regionalen Vergleich hat der Bezirk Coesfeld/Borken mit 3,8 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote. Die höchste Quote verzeichnet der Agenturbezirk Duisburg mit 13,5 Prozent.

Zu den heute veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen für NRW erklärte Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB NRW, es sei "grundsätzlich erfreulich", dass die Zahl der Arbeitslosen in NRW weiter gesunken ist. Gleichzeitig aber wachse "der prekäre Arbeitsmarkt, die Beschäftigten in NRW arbeiten zunehmend zu Dumpinglöhnen oder in befristeten Arbeitsverträgen". Seit 1996 sei der Anteil der unsicher Beschäftigten in NRW um fast zehn Prozent gestiegen, erklärte Meyer-Lauber. "Derzeit haben nur noch drei Viertel der Arbeitnehmer einen unbefristeten Vollarbeitsvertrag". Von einem Jobwunder könne da nur bedingt die Rede sein.

Von der Leyen sieht Arbeitsmarkt "kerngesund"

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht im Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai auf unter drei Millionen einen positiven Trend. "Der deutsche Arbeitsmarkt ist kerngesund", sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin. Weniger als drei Millionen Arbeitslose seien erfreulich, aber auch Ansporn, jetzt mit den Bemühungen nicht nachzulassen, betonte sie.

Gleichzeitig wies sie auf die Notwendigkeit hin, Frauen, Ältere und junge Menschen mit Problemen beim Übergang von der Schule in Beschäftigung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Nur wenn dies gelinge, habe Deutschland im immer stärker spürbaren Fachkräftemangel langfristigen Erfolg. "Darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren", sagte sie.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler erklärte, die Entwicklungen am Arbeitsmarkt seien ein Beleg dafür, dass der Aufschwung die Menschen erreiche. "Dabei eröffnet das wirtschaftliche Wachstum gerade auch Erwerbslosen bessere Beschäftigungschancen und eine stärkere Teilhabe am Wohlstand", sagte der FDP-Politiker. (dapd)