Oberhausen. .

Sie ist ein literarischer Knotenpunkt, die Buchhandlung „Karl Maria Laufen“. In dem gemütlich-buch-bunten kleinen Ladenlokal an der Schwartzstraße steckt ein Potenzial, das wohl niemand auf den ersten Blick erkennt. Und das meint nicht nur, das zur Buchhandlung auch ein Verlag gehört.

1990 hat Wilhelm R. Kurze Buchhandlung und Verlag übernommen. Er erzählt von seinem Vorgänger Karl Maria Laufen, der den Mut bewies, „1946, als noch alles in Schutt und Asche lag“, in Oberhausen eine Buchhandlung samt Verlag zu gründen.

„Laufen hat zusammen mit Hilmar Hoffmann, der die Kurzfilmtage ins Leben rief, eine sehr starke Kulturarbeit in der Stadt betrieben“, erinnert Kurze an seinen Vorgänger. Fotos, die Laufen als Abiturienten und als älteren Herrn zeigen, erinnern im Ladenlokal noch immer an den Gründer der Buchhandlung.

Auf den Mops gekommen

Der Verlag übrigens hat schon viele auch schräge Geschichten herausgebracht. Eine Marburger Altphilologin, Anna Elissa Radke, die auf den Hund, genau genommen auf den Mops gekommen ist, lernte Kurze kennen, als sie in Oberhausen einen Lateinkursus beim Katholischen Bildungswerk betreute.

Damals brachte der Verlag zunächst ein Buch der Professorin mit lateinischen Kirchenliedern heraus, „Cantica spiritualia“. Dann hatte sie die Idee, ihrem Mops in einem Buch ein Denkmal zu setzen. „Molossula“ ist der Titel der Lektüre, ebenfalls auf Latein, aber mit der deutschen Übersetzung immer direkt daneben und sehr vielen Fotografien des Vierbeiners.

Immer noch überrascht erzählt Kurze: „Sehr erfolgreich war mal ein Büchlein eines Arztes aus dem EKO.“ „Kopfschmerzen und Migräne bei Kindern in Frage und Antwort“ hieß das Buch, das über die Barmer 50 000-mal verkauft wurde. Normal sind Auflagen zwischen 300 und 3000 Exemplaren.

Richtig gute Literatur

Der Verleger gesteht: „Literatur wird nicht so oft verlegt, das ist immer sehr riskant.“ Als richtig gute Literatur beschreibt er aber „Patagonien - Alltägliche Geschichten“ von Heinz Schumacher. Der nächste Titel, der rauskommt, ist wieder eher was für Kinder. Die Oberhausenerin Sigrid Fischer-Woynack hat „Die geheimnisvollen Fußballschuhe“ geschrieben. In der Geschichte für Kinder ab 8 Jahren geht es um Fußballschuhe, mit denen man nur Tore tritt.

Ja, Kurze bekommt ständig Manuskripte zugeschickt. „Es ist unglaublich, wie viele Leute schreiben.“ Ein Manuskript von zwei Schülerinnen des Elsa-Brändström-Gymnasiums blättert er gerade durch. „Emil im Sturm der Liebe“ handelt von einer Liaison zwischen einer Ziege und einem Esel.

Mit dem liebevoll gestalteten Bilderbuch haben die Schülerinnen einen von einer Schokoladenfirma ausgelobten Wettbewerb gewonnen. Nächstes Jahr will Kurze das Buchprojekt der Schülerinnen wohl realisieren.

Ach ja, ist der Ball auch rund, der Fußball an sich hat es längst ins eckige Buchformat geschafft. Kurze schmunzelt: „Bayern München hat eine Chronik, ein einbändiges Werk, RWOs Chronik hat drei Bände.“ Er stemmt den letzten Teil der Chronik, der allein satte sechs Kilo auf die Waage bringt. Dieses literarische Schwergewicht ist eine Sache, die Bände spricht. Für Kurze ein Beleg, „wie liebevoll sich die Menschen hier mit der Geschichte ihres Vereins auseinandersetzen“.