Oberhausen. .

Was ist nur auf den Sportplätzen der Amateurfußballer in dieser Region los? Schiedsrichter weigern sich bereits, bei für Gewaltausbrüche ihrer Spieler und Zuschauer bekannten Vereinen zu pfeifen, Spiele müssen wegen Schlägereien abgebrochen werden und freiwillig als Linienrichter eingesprungene Helfer werden mit dreifach gebrochenen Nasenbein, Schleudertrauma und Prellungen ins Krankenhaus eingeliefert - wie kürzlich in Lirich geschehen.

Die Kombination aus Fanatismus und Brutalität bei eigentlich harmlosen Freizeitvergnügungen von Hobbykickern hat nun auch die lokalpolitische Szene aufgeschreckt. „In der Fußballszene erleben wir Gewaltwellen, die auch wieder abebben. Doch momentan haben wir hier ein echtes Problem“, meint Oberhausens Sportdezernent Frank Motschull. „Es besteht die Gefahr, dass Hemmschwellen dauerhaft gesenkt werden, Wut und Ärger nehmen zu.“

Doch so einfach die Analyse, so schwierig ist es, Maßnahmen zur Befriedung der Sportplätze zu ergreifen. Zunächst ist der Verein als Hausherr der Spielstätte in der Verantwortung, gegen Gewalt vorzugehen. Die Stadt selbst hat nach Darstellung des Sportdezernenten kaum Handlungsmöglichkeiten im Vorfeld - bis auf drastische Sanktionen: Das komplette Spielverbot des Vereins auf dem Platz.

CDU Mülheim will Sportzuschüsse streichen

Die CDU Mülheim hat vorgeschlagen, den für Handgreiflichkeiten bekannten Vereinen alle Sportzuschüsse zu streichen. Diese Idee findet in Oberhausen keinen positiven Widerhall.

„Kürzt man Zuschüsse, lässt man den Verein mit seinen Problemen alleine. Er hat dann noch weniger Unterstützung, denn die Zuschüsse sollen ja gerade Fairness und Sportlichkeit fördern. Das Geld dient der vorbeugenden Sozialarbeit“, meint CDU-Fraktionschef Daniel Schranz. „Am Ende wären dann die problematischen Jugendlichen nicht mehr in den Vereinen - und Gewalt würde nur vom Sportplatz auf die Straße verlagert.“

Auch Motschull, Grünen-Fraktionschef Volker Wilke und FDP-Vorsitzende Regina Boos halten gar nichts davon, mit Geldentzug ganze Gruppen zu bestrafen, nur weil wenige Zuschauer oder Spieler ausrasten. Doch alle fordern konsequenteres Vorgehen der Vereine ein: Platzverweise gegen rüpelnde Fans, Rauswurf von Funktionären, die sich nicht im Griff haben, Spielverbote für einzelne Spieler. „Wenn die Dinge eskalieren, dann muss man auch die Polizei rufen“, sagt Motschull.

Gewalt verlagert sich in Amateurligen

Wilke will das Thema im Oberhausener Präventionsrat von Polizei, Ordnungs - und Sozialamt auf die Tagesordnung setzen. „Die Gewalt hat sich von den Profiligen in die Amateurliga verlagert. Das ist ein erhebliches Problem.“

Schuld daran hätten aber auch die Eltern, meinen Boos und Wilke. „Ich bin selbst Fußballmutter. Eltern sollten Vorbilder sein für ihre Kinder, doch sie reagieren am Spielfeldrand oft übereifrig.“ Selbst in der „Pampersliga“ der Bambinis sind Wilke pöbelnde Väter aufgefallen, die vor aggressiven Ausbrüchen gegenüber Kindern des gegnerischen Teams nicht zurückschrecken.

Maßnahme in einigen Vereinen: Eltern müssen nun Abstand zum Spielfeld halten.