Oberhausen. .

Von der breiten Öffentlichkeit nahezu unbemerkt feierte am gestrigen 3. November das scheinbar so starke Geschlecht den seit dem Jahr 2000 eingeführten „Weltmännertag“.

Schon erreichen uns E-Mails engagierter Männer-Kämpfer, dass Männer sieben Jahre eher sterben als Frauen, dass tödliche Arbeitsunfälle zu 95 Prozent Männer treffen und auch türkische Jungs zwangsverheiratet werden. Die Öffentlichkeit und erst recht die Gleichstellungsstellen der Städte ignorierten diese Benachteiligungen und Diskriminierungen der Männer, meinen die Männerrechtler.

"Man muss differenziert hinschauen"

Nun will die mit vier Vollzeitstellen ausgestattete und bereits seit 1985 agierende Gleichstellungsstelle der Stadt Oberhausen nach eigener Darstellung tatsächlich intensiv „auf die spezifischen Belange, auf die Sichtweise von Frauen aufmerksam machen“ und die „Sensibilität für die Anliegen der Frauen schärfen“, doch Gleichstellungs-Chefin Ingeburg Josting ist nicht der Typ, der nur die offensichtlichen Nachteile von Frauen bei der Bezahlung ihrer Arbeit im Blick hat.

„Man muss differenziert hinschauen: Es gibt auch Benachteiligungen von Männern. Sie sterben eher, auch weil sie die gefährlicheren Jobs haben. Männer können etwa nicht selbstverständlich Elternzeit für die Betreuung der Kinder nehmen“ , sagt Josting. „Die Frauen haben eine Menge getan, haben über ihre Rolle nachgedacht - und haben aufgeholt bei Schulabschlüssen und Hochschulqualifikation. Da ist es berechtigt, dass Männer fragen: Was ist mit uns?“

Selbst im Rathaus schreitet der Siegeszug der Frauen stetig voran: Innerhalb der vergangenen drei Jahre stieg der Anteil weiblicher Tarifbeschäftigter von 36 auf 43 Prozent, ganze Ämter leiten heute 25 Prozent Frauen statt noch 2007 nur 20 Prozent; den Vize-Amtsleiterposten besetzen schon 37 Prozent der Frauen statt bisher 30 Prozent.

Frauen gewinnen öfter

Auch bei Einstellungen und Neubesetzungen wurden Frauen überproportional ausgewählt: Bei geschlechtlich ausgeglichenem Bewerberfeld erhielten 2009 bei der Stadt fast zwei Drittel Frauen den Zuschlag zur neuen Stelle.

Kein Wunder, dass diese erfolgreiche Frauenförderung dazu führt, dass sich so mancher Mann diskriminiert fühlt. Personalratsvorsitzender André auf der Heiden bemerkt zwar keinen offenen Protest gegen die Bevorzugung von Frauen („Das ist kein Brandherd“), doch der ein oder andere mag sich stark benachteiligt sehen, wenn beim Bewerbungsgespräch „die Frau gewinnt und der Mann verliert“, meint auf der Heiden.

Ihre Kritik öffentlich hinausposaunen - das machen Männer aber nicht: Sie wissen, dass das Thema Frauenförderung zu den sensiblen Tabuthemen in Deutschland gehört, bei dem man nur in Fettnäpfchen treten kann.

Nur wenig Konflikte

Zwar beteuern Gleichstellungsbeauftragte Josting wie auch André auf der Heiden, dass die Qualifikation und nicht das Geschlecht über die Stellenbesetzung entscheidet. Nur bei wirklich identischer Leistungskraft der Vorstellenden gebe das städtische Entscheidergremium dem weiblichen Geschlecht den Vorzug.

„Diese Fälle sind extrem selten“, sagt Josting. „Konflikte gibt’s nur wenige“, bestätigt auf der Heiden. Man solle ohnehin nicht die Geschlechter-Konkurrenz nach vorn schieben, sondern die Frage, wer welchen Job am besten kann.