Oberhausen. . 7,5 Millionen Deutsche, so eine aktuelle Studie der Universität Hamburg, können nicht richtig Lesen und Schreiben. Auch einige tausend Oberhausener haben Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Volkshochschulkurse sollen helfen.
Sie können keine Zeitung lesen, keine Einkaufszettel schreiben und keine Straßenschilder entziffern: 7,5 Millionen Deutsche, so eine aktuelle Studie der Universität Hamburg, können nicht richtig Lesen und Schreiben – fast doppelt so viele als bisher angenommen. „Viele verbinden Analphabetismus mit einem Problem der dritten Welt“, sagt Hildegard Renner von der Volkshochschule Oberhausen. Doch es lasse sich nicht leugnen, dass auch in Deutschland viele Erwachsene nicht Lesen und schreiben können. Allein in Oberhausen gebe es einige tausend Menschen, die nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben können.
Mehr als vierzehn Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung Deutschlands sind sogenannte funktionale Analphabeten, die nur einzelne Sätze lesen oder schreiben können. Ihre Kenntnisse reichen aber nicht aus, um am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich zurechtzukommen.
„Dabei sind diese Fähigkeiten grundlegend“, meint Renner und betont die Bedeutung entsprechender Hilfsangebote. Niemand dürfe aufgrund seiner sozialen Situation von Bildung ausgeschlossen werden. „Wer Unterstützung braucht, soll diese bekommen. In solch grundlegenden Bereichen darf es nicht an den Finanzen scheitern“.
Viele schämen sich
Betroffene würden ihr Handicap selbst im engsten Familienkreis verheimlichen. „Viele schämen sich. Und sie sorgen sich, dass man ihnen die Schuld gibt.“ Zudem hätten sie Angst, dass sie wegen ihres Handicaps von der Gesellschaft abgewertet würden und der Eindruck entstehe, dass sie geistig eingeschränkt seien. „Die meisten Betroffenen brauchen oft mehrere Anläufe, um tatsächlich zur Anmeldung zu kommen.“ Fast alle hätten Angst, dass sie vor oder nach dem Kursbesuch gesehen würden und sich erklären müssten.
Manche dächten zudem, dass ihnen ein solcher Kurs nichts bringe, immerhin seien sie bisher „auch so gut klarkommen.“ Ein erzwungener Kursbesuch – etwa auf Drängen der Agentur für Arbeit – sei selten von Erfolg gekrönt. „Erfolg hat es meist nur, wenn die Teilnehmer auch lernen wollen“, sagt Renner. Angst im Kurs nicht mitzukommen bräuchte niemand haben: „Bei uns lernt jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten“.