Oberhausen. .
Es ist ein äußerst sensibles Thema: Bei Erkrankungen des Herzens ist schnelles medizinisches Eingreifen unverzichtbar. Oftmals aber werden Warnsignale nicht frühzeitig erkannt oder entsprechend der Situation ernst genommen. Dies betrifft Patienten auch bei der Nachbehandlung. Denn wann ein Patient nach Beschwerden ohne Umwege einen Arzt aufsuchen sollte, wird manchmal falsch eingeschätzt.
Am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) wird zum ersten Mal in der Stadt ein Herzschrittmacher verwendet, der täglich die Werte des Patienten aufzeichnet und diese per Funkübertragung an eine Datenbank übermittelt. „Dadurch sehen die behandelnden Ärzte Abweichungen und können den Patienten direkt bei einer Verschlechterung des Zustandes informieren“, erklärt Prof. Dr. Georg Horstick, der sich als Chefarzt für Kardiologie und Angiologie im EKO mit der Thematik befasst.
Georg Blotz ist der erste Patient in Oberhausen, der mit dem technischen Wunderwerk ausgestattet ist. Die Operation hat er bei lokaler Betäubung miterlebt. Wenige Schnitte sind für den Eingriff des Schrittmachers mit den nützlichen Zusatzfunktionen nötig - bei großer Wirkung.
Den lebenswichtigen Begleiter im Körper
Nun mit einem Zentimeter-großen Gerät unter der Brustmuskulatur zu leben, war im Vorfeld verständlicherweise ungewohnt. „Nach dem Gespräch mit dem Chefarzt war ich aber komplett überzeugt“, sagt Georg Blotz. Heute merkt er im Alltag wenig von dem lebenswichtigen Begleiter in seinem Körper.
Doch wie funktioniert die sendefähige Gerätschaft überhaupt? Prof. Dr. Georg Horstick erklärt: „In der Regel steht neben dem Bett auf dem Nachttisch ein Empfänger, der die Daten sammelt und überträgt. Der Abgleich geschieht einmal am Tag. Vorzugsweise Abends, da sich der Körper in einem ruhigen Zustand befinden sollte.“
Der Verbindungsradius beträgt rund zwei Meter. Der Sender sollte also in unmittelbarer Nähe platziert werden. Die Werte werden dann in eine Datenbank übertragen. Fachärzte können schließlich zugreifen - ob zur Kontrolle oder bei akuten Verschlechterungen des Zustandes. Denn: „Schnelligkeit ist bei der Behandlung besonders wichtig. Wenn zu lange gewartet wird, kann es mitunter zu spät sein.“
Liegezeiten einsparen
Bei Georg Blotz geht es um eine Herzmuskelschwäche, die dazu geführt hat, dass Wasser in die Lunge gerät. Denn pumpt der linke Herzmuskel das Blut nicht schnell genug in den großen Kreislauf weiter, kommt es zu einem Rückstau in der Lunge. Der Herzschrittmacher kann mit mehreren Sonden nötige Werte aufzeichnen, um diesen Zustand rechtzeitig zu erkennen.
Beobachtet fühlt sich Georg Blotz mit dem Stück Technik in seiner Brust nicht, im Gegenteil, das Hilfsmittel gibt ihm ein Stück Sicherheit. „In meinem Alltag spüre ich wenig von dem Gerät.“
Hergestellt hat die Gerätschaft, die in anderen Städten bereits zum Einsatz kommt, die deutsche Firma „Biotronik“.
Horstick gibt dem Gerät trotz des höheren Preises gute Zukunftschancen. „Langfristig werden so Liegezeiten in den Krankenhäusern gespart, wie sie etwa bei einer späteren Erkennung nötig wären.“