Oberhausen. .

Ihm war eigentlich schon immer klar, dass er auf die Bühne wollte, doch nach dem Abi hat er sich zunächst einmal nicht getraut. Anstatt sich an einer Schauspielschule zu bewerben, begann Sergej Lubic (27) ein Studium in Halle.

Weil er am Theater vorbeigehen musste, um zur Uni zu kommen, wurde er täglich daran erinnert, dass er nicht den richtigen Weg gewählt hatte. „The Wall of Shame“, (Die Mauer der Schande), lacht er heute. Ertragen hat er sie nicht lange, obwohl er sich immer noch für Anthropologie und Ethnologie, die Fächer, die er gewählt hatte, interessiert.

Er ging zurück in seine Heimatstadt Berlin und erhielt die Chance, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu assistieren und in dem von Dimiter Gotscheff inszenierten Stück „Der Selbstmörder“ sogar eine Rolle zu übernehmen. „Ich war der Fleischer mit Glatze und Theaterbauch.“ Das war 2007 vor seinem Schauspiel-Studium, das er danach an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch begann. „Es war eine gute Zeit, ich sammelte tolle Erfahrungen“- die sich ganz offensichtlich positiv auf das Können auswirken. Sergej Lubic überzeugte in seiner ersten Rolle an unserem Theater.

Er spielte Thomas Zaunmüller in Dirk Lauckes Stück „Angst und Abscheu in der BRD“, einen Reporter, der sich fragt, ob es richtig ist, O-Töne von Menschen zu bearbeiten, die Ansichten, die man vorher erahnen konnte, ungehemmt preisgeben. „Ich will nicht, dass sich die Leute vor unserem Mikro zum Deppen machen“, beschimpft er in dem Stück seinen älteren Kollegen, den er als „Medien-Messie“ und O-Ton-Aktivist“ bezeichnet.

Dass er an der Entstehung einer Uraufführung mitwirken durfte, hat den jungen Mann natürlich mächtig gefreut. „Wir haben mit der Sache gerungen. Laucke hatte das Stück skizziert und dynamisch mit uns geschrieben.“

In Oberhausen stimmt die Chemie

Doch was führte Sergej Lubic eigentlich nach Oberhausen? „Ich habe mich in die Truppe verliebt, in den Stil, wie die Leute hier arbeiten und als Ensemble kämpfen. Nachdem ich hier vorgesprochen hatte, wusste ich erst, wonach ich suchen muss.“ Nach einem Platz in einem Ensemble, dass dem „Neuen“ das Gefühl vermittelt: Die Chemie stimmt, hier bist du richtig. Wie sein Kollege Eicke Weinreich, der ebenfalls neu im Ensemble ist, lobt Sergej Lubic die Atmosphäre beim Vorsprechen und das wirkliche Interesse an seiner Person. „Geh da hin das ist ‘ne Perle“, hatte ihn seine Freundin Ellen Günther - sie hat als Gastschauspielerin in „Der Idiot“ mitgespielt und kannte das Haus - ihn zusätzlich motiviert.

Schon vor Beginn der Spielzeit schaute sich Sergej Lubic in Oberhausen und in den Nachbarstädten um. „Zuvor war ich noch nie im Ruhrgebiet“, gibt er zu. „Ich dachte, dass Oberhausen irgendwo in Bayern liegt“. Dass hier weniger los ist als in Berlin stört ihn ihn nicht. „Dann macht man eben Rock’n’Roll auf der Bühne.“ Lokale, die ihm gefallen sind das Druckluft und das Gdanska.

Poetischer Hip Hop

Theater mache hier sogar mehr Spaß als in der Hauptstadt: „In Berlin entdecken die Leute nichts, du hast das Gefühl, du spielst nur für Experten, die schon alles gesehen haben und einem zurufen: Du kannst uns nichts erzählen.“ Hier hingegen sei das Publikum aufgeschlossen, gehe mit. Ludic sieht sich als Ensemblespieler, „jeder für jeden mit vollem Herzblut für die Gruppe, man hält zusammen“.

Als Rapper namens „Sir Serch“ ist er allein unterwegs. „Anti Groove II“, seine neue CD mit poetischem Hip Hop, ist gerade erschienen.

Welche Rolle er demnächst im Theater bekommt, steht noch nicht fest. Lubic: „Es gibt Vorahnungen.“ Und wenn er einen Wunsch frei hätte? „Würde ich gern mitwirken in der musikalischen Produktion und würde in einem Fritsch-Stück mitspielen. Aber das möchten wohl im Ensemble alle.“

„Anti Groove II“ ist der Titel des neuen Albums des Schauspielers Sergej Lubic. Der ist nämlich, wenn es ihm die Arbeitszeit erlaubt, als Rapper unterwegs. Dann heißt er Sir Serch und bietet dem Publikum poetischen Hip Hop, zu haben unter www.spokenview-shop.com