Oberhausen. .

Zahlt das Unternehmen Tedi sittenwidrige Löhne? Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi soll selbst ein gelerntes Verkaufspersonal einen Stundenlohn von nur sieben Euro erhalten haben. Nach Tarif müsse dieser aber bei 11,96 Euro liegen. Im Fall eines stellvertretenden Leiters einer Oberhausener Tedi-Filiale fordert Verdi nun 1300 Euro nach.

Die Ein-Euro-Discounterkette, die fünf Filialen in dieser Stadt betreibt, steht nun unterVerdacht des Lohndumpings. Tedi ist eine Tochter des Textil-Discounters Kik und so verbunden mit der Tengelmann-Unternehmensgruppe. Auch Kik machte vor vier Jahren mit Niedrigstlöhnen von 5,21Euro unrühmlich von sich reden, und erst vor einem Jahr ebenso wegen Ausspähens von Mitarbeitern.

"Auf den ersten Blick sittenwidrig"

Das Unternehmen Tedi präsentiert sich in seiner Eigendarstellung als „sympathischer und familienfreundlicher 1-Euro-Discounter“ mit einer sozialen Verantwortung. So unterstützt Tedi etwa die Stiftung „help and hope“, die Kindern in Not auf nationaler wie internationaler Ebene helfen will.

Nach Einschätzung der Gewerkschaft sind jedoch die Löhne eines Tedi-Verkäufers mit IHK-Abschluss sowie eines stellvertretenden Filialleiters „sogar auf den ersten Blick sittenwidrig“, sagt der stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführer Günter Wolf. Ein sittenwidriger Lohn liege immer dann vor, wenn der Tarif um mehr als ein Drittel unterschritten werde.

Vertragliche Vereinbarung sei unwirksam

Die vertragliche Vereinbarung mit dem Unternehmen sei deshalb unwirksam, argumentiert Verdi, und es gelte damit der Tarif als die ortsübliche Vergeltung. Aus diesem Grund will die Gewerkschaft nun die Differenz für den stellvertretenden Leiter von Tedi nachfordern: Sie beläuft sich auf 1300 Euro.

Wolf vermutet jedoch, dass es sich bei den beiden Oberhausener Fällen lediglich um die Spitze eines Eisberges handle. Innerhalb der Gewerkschaft sei der Ein-Euro-Discounter mit über 1000 Filialen deutschlandweit bereits auch andernorts durch Lohndumping aufgefallen, bestätigt die Landesleiterin für den Fachbereich Handel, Liselotte Hinz. Die Gewerkschaft ruft nun Angestellte von Tedi auf, sich in ihrem eigenen Interesse an Verdi zu wenden und ihre Arbeitsverhältnisse prüfen zu lassen.

Auf Anfrage der WAZ gab das Unternehmen zu den von Verdi geäußerten Vorwürfen bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme.