Oberhausen/Mülheim. .

Wenn das kein Lob ist: Auch wenn der Bezirk Mülheim-Oberhausen eher zu den kleineren bis mittleren zählt – bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi steht er für eine „richtig lebendige Gewerkschaftsarbeit. Die sind im Prinzip immer vorneweg“, bringt’s Gabriele Schmidt, Landesleiterin NRW, auf den Punkt. Sie war Freitagnachmittag zu der alle vier Jahre stattfindenden Bezirkskonferenz eingeladen, die rund 130 Delegierte und geladene Gäste ins LVR-Museum führte.

Zehn-Prozent-Marke

Neben Wahlen für den Bezirksvorstand geht’s auf der Konferenz traditionell immer auch darum, die Arbeit der zurückliegenden Jahre zu reflektieren, auf Erreichtes zurückzublicken und „Baustellen“ anzusprechen.

Unter „Erfolge“ verbucht man hier vor allem die breit angelegte Bündnisarbeit: „Ich bin froh, dass wir zusammen mit den Kirchen eine Reduzierung der verkaufsoffenen Sonntage erreichen konnten“, berichtete Bezirksgeschäftsführerin Henrike Greven.

Bemerkenswert sei auch der mit 54 Prozent außergewöhnlich hohe Frauenanteil im Bezirk. Damit liege Oberhausen-Mülheim so ziemlich an der Spitze. „Außerdem haben wir es geschafft, eine steigende Anzahl von jungen Menschen als Mitglieder zu gewinnen.“ Rund fünf Prozent der insgesamt etwa 15 800 Mitglieder seien unter 27 Jahre jung. Auf längere Sicht peile man die Zehn-Prozent-Marke an.

Diese Erfolge dürften aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch „Verdi“ einen Mitgliederschwund zu verzeichnen hat: „Wir haben in den letzten Jahren rund 600 Mitglieder verloren“, sagt Greven. „Zwei Drittel der Kollegen, die austreten, entstammen dem Bereich der Nicht-Erwerbstätigen.“ Ältere Mitglieder sterben, der Arbeitsplatzabbau in öffentlichen Verwaltungen tue ein Übriges, ergänzt Dieter Schäfer als Bezirksvorsitzender.

Manchmal sei es aber auch schlicht eine Finanzfrage: „Wer 1500 Euro verdient, für den sind 15 Euro Mitgliedsbeitrag eine Menge Geld“, hat Greven in vielen Gesprächen erfahren. Ein Lichtblick: In den vergangenen Wochen sei die Zahl der Austritte spürbar weniger geworden, sagt Greven und glaubt auch den Grund zu wissen: „Unser öffentliches Eintreten für soziale Gerechtigkeit wird wahrgenommen.“

Apropos wahrgenommen: Die hier unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit angestrengten Arbeitsgerichtsprozesse in Sachen Kik oder Schlecker haben „bundesweit Bedeutung erlangt“, sagt Gabriele Schmidt: „Gut, dass hier Kolleginnen Mut gemacht wurde, zu klagen. Das ist nicht alltäglich, dass sich Verkäuferinnen sowas trauen.“