Oberhausen. .

Den Mallorca-Schlagern a la Wendler und Co. prophezeit er den Untergang: „Drei Harmonien, ein ständiges ‘Bumm-Bumm’. Das hat nichts Bleibendes.“ In der Osterfelder Auferstehungskirche, wo Heino für seine neue Tournee mit Weihnachtsliedern wirbt, gewinnt seine Aussage beinahe düstere Züge. Wäre es nicht Heino, der da orakelt, würde der ‘Schlagernachwuchs’ zurückbeißen. Doch der Volksbarde mit der schwarzen Brille und blondem Schwiegersohnscheitel ist schon zu lange dabei, hat ein halbes Jahrhundert Erfahrung gesammelt und offenbar unantastbaren Kultstatus erreicht. Er darf das.

„Sie müssten mal bei Schlagerveranstaltungen dabei sein“, rät Heino, „die jungen Leute feiern mich.“ Dabei müsste die Generation „Heino“ vor dem Aussterben bedroht sein: 1966 gelang dem Schlagerveteran mit der Klampfe in der Hand und Volksliedern auf den Lippen der Durchbruch.

Rückkehr zu Kirchenliedern

Das war damals antizyklisch gedacht: Der Beat hatte die Radios erobert, die Beatles verdrehten der jungen Generation die Köpfe – die Zeiger standen nicht auf Schlager. „Ich wollte zeigen, dass auch deutsche Lieder hörenswert sind“, plaudert Heino, greift zu Keksen, „eigentlich wollte ich Diät halten...“

Natur- und Wanderlieder und sein blonder Schopf machten ihn zur Ikone. Hits landete er mit volkstümlicher Couleur: „Die schwarze Barbara“, „Blau blüht der Enzian“ und „Schwarz-braun ist die Haselnuss“. Die heile Welt von Heino spaltete fortan die Familie: „Ich habe am Essenstisch immer schon für Konfrontation gesorgt“, macht er keinen Hehl daraus, dass seine Stücke polarisierten.

Für seine Fans, die Nachkriegsgeneration, war Heino eine Institution wie Sauerkraut und Rindsrouladen am Sonntagmittag. Für die Söhne und Töchter dagegen eher wie ein Teller Spinat. Fad.

„Ich hab’ mich aber nie beirren lassen“ bekennt Heino, nicht ohne Stolz. Wo seine Kollegen sich dem Markt anpassten, ihren Erfolg auf Mallorca und im TV suchten, hielt der Volksbarde seine Richtung. Von Ausflügen in den Rap mit „Enzian“ abgesehen.

Mit 70 drehte der Schlagerveteran abermals das Ruder rum: Kirchenlieder. „Es geht zurück an meinen Anfang, so wie ich ganz früher gesungen habe, mit Liedern von Schubert, Brahms, Tschaikowski“, sagt Heino, „ich will beweisen, dass ich etwas anderes kann als ‘schwarz-braun’.“

Imposant soll die Show im Dezember werden, vom Licht bis zu den Arrangements: Begleitet wird Heino von einem Chor und seinem alten Kollegen Franz Lambert mit der Orgel. Dass in seinem Programm manche „Klassiker“ fehlen, nimmt Heino locker: „Ich weiß, was die Leute hören wollen.“ Warum gerade in Osterfeld? „Ich habe hier einen Bekannten“, erzählt er, „früher waren wir häufig im Kettler Haus. Da habe ich zugesagt.“