Gelsenkirchen. . Eine Unterschriftenaktion gegen den Straßenstrich an der Adenauerallee und der Bickernstraße hat sich nach den Worten Anne Schürmanns (FDP) als Selbstläufer entpuppt. Doch das reicht nicht - es fehlen handfeste Hinweise auf konkreten Belästigungen.
Die Resolution für einen Gelsenkirchener Sperrbezirk wird Anne Schürmann wohl nicht durchsetzen können. Selbst wenn die anderen Ratsfraktionen hinter dem Anliegen der FDP-Politikerin stehen sollten, das älteste Gewerbe der Welt von der Adenauerallee und der Bickernstraße zu verbannen – es fehlt die Grundlage: keine Anzeigen wegen (massiver) Belästigung, keine offiziellen Beschwerden bei der Stadt. Doch Anzeigen braucht’s, um bei der Bezirksregierung Münster einen Sperrbezirk durchzusetzen und die Frauen von ihrem jetzigen Dienstleistungsort zu verbannen.
Anne Schürmann ist indes weit davon entfernt, den Kopf in den Sand zu stecken. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, bemüht sie die alte Kämpferformel. Und damit sieht sich die FDP-Ratsfrau und Bezirksverordnete in bester Gesellschaft. 1170 Unterschriften dokumentieren die Forderung der Bürger aus Bismarck und Buer: Weg mit dem Straßenstrich! Dazu kommen 450 weitere Unterschriften aus dem Knappschaftskrankenhaus.
„Das ist fast schon ein Bürgerbegehren“
In den Osterferien haben Schürmann und ihre liberalen Mitstreiter mit der Unterschriftenaktion begonnen. „Die Sache ist schnell zu einem Selbstläufer geworden. Leute haben angerufen und um Listen gebeten, um selber Unterschriften zu sammeln“, sagt sie. „Das ist fast schon ein Bürgerbegehren.“ Und den habe man zu respektieren. Die FDP-Politikerin ist nahezu gerührt über das Engagement vieler Menschen, die von Tür zu Tür gezogen sind. Wenn es nach ihr ginge, so würden Bürger und Politik gemeinsam an der Beseitigung des Problems Straßenstrich arbeiten. „Das Problem“ – Schürmann zählt auf: „Geschäftsabsprachen“ im Bogestra-Wartehäuschen, Nachbarschaft zu Knappschaftskrankenhaus, Kinderklinik oder Reha-Zentrum.
Montagmorgen übergab sie die 1170 Unterschriften an Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD). Das Anliegen, sagte er, „nehmen wir sehr ernst“. Allerdings: „Was wir brauchen, sind handfeste Hinweise, wann und wo es zu konkreten Belästigungen gekommen ist. Solange wir solche Hinweise nicht haben, haben wir Schwierigkeiten, einen Sperrbezirk bei der Bezirksregierung durchzusetzen.“ Gelsenkirchen, so Baranowski, sei auch nicht in einer vergleichbaren Situation wie Dortmund. Der Verwaltungschef gab zu bedenken, dass eine Verdrängung der Prostitution aus den beiden neuralgischen Bereichen die Frage nach sich ziehen würde: „Wenn nicht hier, wo dann?“
Formeller Antrag fehlt noch
Sigrun Rittrich, Sprecherin der Bezirksregierung, bestätigte, dass ein Verbot der Prostitution zum Schutz der Jugend oder des öffentlichen Anstandes nur dann möglich sei, wenn die Stadt einen formellen Antrag stellen würde. Dazu gehören neben einer Problembeschreibung auch Anzeigen von Bürgern. Womit sich der (Problem-)Kreis schließt.