Oberhausen. .

Bernd Schütte sitzt zufrieden auf einer seiner Matratzen. Ausgeschlafen sieht er aus. Kein Wunder, schlummern wie im siebten Himmel kann der Inhaber von Betten Ortmann bereits seit 1985. Damals hat Schütte das Traditionshaus übernommen und kräftig investiert.

Denn er war sich sicher: „Gute Betten brauchen die Leute immer.“ Die Geschichte des Hauses scheint diese Vermutung zu bestätigen. Gegründet worden war das Geschäft vor 201 Jahren von Alexander Ortmann - zunächst als Gemischtwarenhandel. „Um die Jahrhundertwende konzentrierte sich Wilhelm Ortmann, der letzte Spross der Familie, aber nur noch auf das Bettengeschäft“, erzählt Schütte. Da Ortmann kinderlos blieb, verkaufte er 1948 an den Kaufmann Albert Kressin und dessen Sohn Karl-Heinz.

Er hatte Lust

Über seine Tätigkeit in der Interessenvertretung der Branche lernte Schütte, damals Geschäftsführer in Bremen, Karl-Heinz Kressin kennen. „Eines Tages fragte er mich, ob ich Lust hätte, seine Firma in Oberhausen zu übernehmen“, sagt Schütte und ergänzt schmunzelnd: „Ich hatte“. Dazu trug wohl bei, dass Geschäftsführer zu dieser Zeit aus Kostengründen gerne mit Mitte 50 in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet wurden. „Kriegen Sie dann mal was Neues!“

Schütte, damals knappe 45 Jahre jung, wagte mit der Geschäftsübernahme den Schritt in die Selbstständigkeit - und landete weich. Das Stammhaus an der Steinbrinkstraße 245 in Sterkrade baute er zur zentralen Warenversorgung und Verwaltung aus. Zwischenzeitlich beschäftigte sein Unternehmen mehr als 60 Mitarbeiter.

Mitarbeiter werden regelmäßig geschult

Heute sind es noch 14, beschränkt sich das Geschäft wieder auf den Kernbetrieb in Sterkrade. Die Kehrtwende sei mit dem Bau des Centro gekommen. „Insbesondere unsere Filiale an der Marktstraße erlitt - so wie viele andere Geschäfte dort ja auch - herbe Einbußen und musste geschlossen werden“, sagt Schütte heute ohne Bitterkeit.

Denn: „Der Laden in Sterkrade läuft rund.“ Das liege nicht zuletzt an der großen Auswahl auf 600 qm Verkaufsfläche. „Wir führen fast sämtliche Markenmatratzen, Rahmen, Betten, Bettwäsche, Einziehdecken - eben alles, was eine entspannte Nachtruhe ausmacht“, wirbt Schütte in eigener Sache. Seine Mitarbeiter lässt er regelmäßig schulen. „Die Entwicklung der Matratzen hat in den letzten zehn Jahren einen Quantensprung gemacht, da muss man auf dem Laufenden bleiben“, betont der Fachmann.

Matratzen aus der Weltraumforschung

Und Schütte weiß, wovon er redet. Der Oberhausener hat schließlich selbst eine Matratze mitentwickelt und unter dem Namen „Chiro Perfecta“ europaweit schützen lassen. „Davon verkaufen wir rund 1500 Stück pro Jahr, damit ist sie inzwischen unser Renner“, freut sich der Chef, der übrigens selbst auf seinem besten Stück nächtigt. „Chiro Perfecta“ bestehe überwiegend aus viscoelastischem Schaum, einem Nebenprodukt der Weltraumforschung. „Dieses Material nimmt Gewicht und Bewegungen des Körpers auf und verteilt sie gleichmäßig - so können Druckstellen vermieden werden.“

Für welche Marke man sich auch entscheide, rund 500 Euro für eine gute Matratze samt Rahmen sollte man schon investieren. Generell gelte: „Eine Matratze sollte nicht schmaler als 14 cm sein.“ Der Rest sei Geschmacksache. „Der eine liebt es weich, der andere fester, der eine bevorzugt Schaum, der andere schwört auf Federkern.“ Da helfe nur: Ausprobieren. „So mancher Kunde kommt drei-, viermal, bevor er sich entscheidet.“ Und das sei auch gut so. Denn Schütte weiß: „Bei Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen kann die richtige Matratze viel bewirken.“ Manchmal vollbringe aber auch schon ein Nackenstütz-Kissen kleine Wunder.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Das Traditionshaus Betten Ortmann wird heute von der dritten Inhaberfamilie geleitet. Und der 71-jährige Bernd Schütte denkt nicht daran, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Wieso auch? „Das Bewältigen kaufmännischer Herausforderungen hält mich fit“, sagt er augenzwinkernd. Doch nicht nur das. In seiner Mittagspause radelt der Sportbegeisterte täglich zwischen 20 und 35 Kilometern. „Je nach Wetter und Laune.“ Etwas mehr berufliche Entlastung will sich Schütte nun aber doch gönnen. „Ich habe einen Stellvertreter eingestellt.“ Ob der Betrieb künftig in Familienhand bleibt, steht noch nicht fest. „Meine älteste Tochter hat zwar Bettenkauffrau gelernt und auch Textilbetriebswirtschaft studiert, aber als ich sie darauf ansprach, winkte sie ab und meinte nur, Papa, damit kannst du mir nicht kommen!“ Doch Bernd Schütte will die Hoffnung nicht aufgeben...