Oberhausen. . „O Uchi Gari“ ist die „Große Innensichel“. Sie hat nichts mit Japanisch zu tun, sondern mit Judo. „Bei der Großen Innensichel zieht man dem Partner ein Bein von innen weg“, sagt Winfried Leo, Judo-Abteilungsleiter beim Polizei-Sportverein Oberhausen.

„Es gibt sie schon seit 1954“, erzählt Leo. Und auch dass die Abteilung in ihrer Blütezeit, in den 70er Jahren, 250 Mitglieder zählte. Immerhin bereits seit Anfang der 60er Jahre trainieren die Judoka des PSV in einem Gymnastikraum des Hans-Böckler-Berufskollegs. Immer dienstags sind hier die Kleinen am Zug. Die Jugendarbeit wird groß geschrieben. „Mit sechs Jahren kann man bei uns anfangen“, sagt Leo.

Das Fallen lernen

Die Jungen und Mädchen, die an diesem Dienstag zum Judo gekommen sind, dürfen sich erst spielerisch aufwärmen. Da laufen alle noch wild und lärmend durcheinander. Aber später, als es daran geht, Würfe vorzuführen, ist Disziplin gefragt. Leo: „Entscheidend ist, dass die Kinder das Fallen beherrschen, damit sie sich nicht verletzen.“

Der Abteilungsleiter listet Argumente für diesen Sport auf. „Kinder lernen, sich in der Gruppe zu verhalten, mit ihrem Sport-Partner umzugehen, Verantwortung zu übernehmen, also auch korrekt zu werfen.“ Beweglichkeit und Geschicklichkeit würden trainiert. Judo sei Krafttraining für den ganzen Körper. Bei Wettkämpfen lerne man, sich durchzubeißen.

In erster Linie ein Wettkampfsport

Was viele glauben, dass Judo mit seinen Würfen, aber auch Haltegriffen eine Form der Selbstverteidigung darstellt, mag Leo so nicht bestätigen. „Wenn sie 20, 30 Jahre Judo gemacht haben, kann es auch der Selbstverteidigung dienen, in erster Linie ist es aber ein Wettkampfsport.“

Was sich geändert hat: Die Kinder heute müssen auf einem sportlichen Niveau abgeholt werden, das niedriger ist als früher. „Sie können heute noch nicht viel, wenn sie zu uns kommen“, sagt Leo. Und meint einst so selbstverständliche Dinge wie das Balancieren oder einen Kusselkopp.

„Wir stellen das beste Nage No Kata-Paar Deutschlands“

„In jungen Jahren steht bei Judoka der Wettkampf im Vordergrund“, weiß Leo. Wettkämpfer seien bis zum Alter von 35 Jahren aktiv. Bei den Älteren gebe es die Altersklassenturniere. Leo: „Oder man konzentriert sich auf auf das Techniktraining.“ Die höchste Form nennt sich Kata. Dabei müssten eine hohe Anzahl von Techniken demonstriert werden. Beim Nage No Kata etwa seien 30 Würfe zu zeigen. Leo: „Wir stellen das beste Nage No Kata-Paar Deutschlands.“ Das sind Yusuf Arslan vom PSV und Sergio Sessini vom SC Buschhausen.

In der Abteilung des PSV sind die Judoka nach ihrem Alter eingeteilt worden und nicht nach dem Leistungsstand. Was den Vorteil hat, dass erfahrene Sportler mit Anfängern gemeinsam trainieren können. Leo: „Seit vier Jahren haben wir auch eine Gruppe für über 35-Jährige.“ Das gebe es nicht in vielen Vereinen. 20 Leute trainieren in dieser Gruppe. Solche, die irgendwann mal Judo gemacht haben, aber auch Neueinsteiger. „Die älteste Teilnehmerin ist 62 Jahre alt“, sagt Leo. Und er erklärt, dass es durchaus Judoka gebe, die mit 80 Jahren noch auf der Matte stünden.

Dan-Grade

Beim Judo gibt es acht Schülergrade und fünf Dan-Grade. Dan-Grade sind die Meistergrade. Weitere Dan-Grade gibt es für besondere Leistungen. Karl Heinz Bartsch vom PSV Oberhausen hat seit 2010 den 7. Dan. Er gilt als weltweit anerkannter Kata-Experte.