Oberhausen..
Die Einschulung, aber auch der Übergang auf eine weiterführende Schule, sind Ereignisse, auf die sich die meisten Kinder freuen. Aber eben nicht alle. Weil ihre Familien kein Geld für einen Tornister oder gar neue Kleidung haben.
Für ein zehnjähriges Mädchen habe dieser Tag zu Panikattacken geführt, erinnert sich Monika van Aal von der Allgemeinen Sozialberatung der Caritas in Alt-Oberhausen. „Die Familie verfügt über ein Einkommen, der Vater ist berufstätig“, erzählt van Aal. Als die Mutter noch dazu verdiente, habe die Familie einen Kredit aufgenommen. „Doch dann fiel dieses Zweiteinkommen weg und jetzt müssen viel zu hohe Raten zurückgezahlt werden.“ So kam es, dass das Mädchen in der Grundschule die Sachen seiner Mutter auftrug.
„Aus Angst, gehänselt zu werden, wollte sie mit diesen Klamotten aber keinesfalls auf die Gesamtschule wechseln.“ In ihrer Not wandte sich die Mutter an die Sozialberatung der Caritas. „Wir konnten eine einmalige finanzielle Beihilfe gewähren“, sagt van Aal.
„Im Schnitt kamen bislang alljährlich insgesamt rund 50 Familien mit der Bitte um Einschulungshilfen zu uns“, erläutert Sabine Köther, Leiterin der drei Caritas-Zentren im Stadtgebiet. Doch da Hartz-IV-Familien seit Beginn des Schuljahres 2009/2010 einmal pro Jahr eine zusätzliche Leistung in Höhe von 100 Euro erhalten, seien es in diesem Sommer insgesamt nur acht Alleinerziehende und sechs Familien gewesen.
„Allesamt Geringverdiener, die knapp über dem Satz liegen und damit keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung haben“, führt Köther aus. Fünf neue Tornister aus Mitteln der Aktion Lichtblicke habe die Caritas weitergeben können, außerdem zwei gespendete Schultaschen. „Wer sich die Preise für Füller, Tornister, Schultüten oder Hefte anschaut, kann sich vorstellen, dass aber auch die Zusatzmittel für die Familien mit Hartz-IV-Unterstützung nur bedingt ausreichen“, weiß Sabine Köther. Denn mit den 100 Euro sei der Schulbedarf für das komplette Jahr abgegolten. „Das sind rund 8 Euro pro Monat, die auch für Taschenrechner, Sportbekleidung, Tagesausflüge, Zusatzgebühren für Fotokopien langen sollen.“ Außerdem: „Gerade in den höheren Klassen setzen die Lehrer irgendwann einfach voraus, dass die Schüler einen PC besitzen.“
Und so bleibe der Kontakt zu vielen Familien während des gesamten Schuljahres bestehen, vermitteln die drei Mitarbeiterinnen mal einen Nachhilfe-Kurs, organisieren mal die Mittel für einen Sportclub. „Für einen Jungen konnten wir — auch dies über die Aktion Lichtblicke — den Jahresbeitrag für einen Judo-Club samt Sportausrüstung übernehmen“, freut sich Monika van Aal. Der Junge sei in der Schule gemobbt worden. „Dank des Kurses hat er mehr Selbstwertgefühl entwickelt — und das strahlt er jetzt auch aus.“ Dabei hätten ihm die Trainer aber auch beibringen können: „Dass man nicht immer alles anwenden darf, was man kann.“
Dennoch: „Die Einschulungshilfen sind für uns nur kleine Mosaiksteine.“ Van Aal weiter: „Oft beginnt es mit der Bitte um Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen und dann ergibt sich immer mehr.“ Wie bei der afrikanischen Mutter, die nicht wusste, wie sie einen Antrag für eine Behörde stellen sollte.
„Im Laufe des Gespräches stellte sich heraus, dass ihr Mann im Ausland lebt und sie mit den Kindern alleine gelassen hat. Sie ist HIV-infiziert, die Krankheit ist ausgebrochen und sie macht sich Sorgen darum, was aus ihren vier Kindern werden soll.“ Monika van Aalen vermittelte der Frau erst einmal eine Kur: „Das wird für sie die wohl schönste Zeit, die sie je mit ihren Kindern erleben wird.“