Oberhausen. Hoffest-Stimmung beim 18. Deutschen Mühlentag: Hunderte Gäste schnuppern ins Buschhausener Müllerleben der Baumeister Mühle.

Das muss sich Lasse doch genauer ansehen: Behände klettert der Sechsjährige auf den hölzernen Vorsprung, blinzelt in das kleine Guckloch hinein, aus dem dicke Staubwolken aufpuffen. Zwei tonnenschwere Mühlensteine drehen sich da übereinander. Aha, nickt Lasse. So wird aus ein paar Körnern also das Mehl, das Mama immer im Supermarkt kauft.

Zum 18. Deutschen Mühlentag hat auch die Baumeister Mühle in Buschhausen wieder ihre Tore geöffnet. Mehrere Hundert Besucher sind am gestrigen Pfingstmontag zu der 1858 erbauten Windmühle gekommen. Bei italienischer Küche aus dem Mühlen-Restaurant „Il Carpaccio“, frisch gebackenem Brot und Klaviermusik wollten sie mehr erfahren über ein Handwerk, das heute in der „Black Box“ Fabrik verschwunden sei, meint Hermann Baumeister. Er ist der Inhaber der musealen Buschhausener Mühle. „Jedes Kind sollte wissen, wie Mehl hergestellt wird und was für eine harte Arbeit das früher war.

Staubwolken im Papiersack

Baumeister steht mit dem niederländischen Müllerkollegen Hans Raben auf einem balkonähnlichen Vordach, das sich einmal um die Mühle zieht. Gerade zurrt Raben ein weißes Holzrad fest, das dem Steuerrad eines Piratenschiffs nicht unähnlich sieht. „Mit diesem Rad können wir die Mühlensegel in die Richtung drehen, aus der der Wind kommt“, erklärt der Niederländer und zeigt auf das sich immer schneller drehende Windrad. Ja, die Richtung stimmt.

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Im Inneren der Mühle, ganz oben unter dem Dach des schmalen Turms, kann der sechsjährige Lasse genau erkennen, was mit der Windkraft passiert. „Die Zahnräder aus Holz werden angetrieben“, erklärt Mama Carmen Beck. „Und was machen die?“, will Lasse sofort wissen. Eine Etage tiefer treiben sie weitere Eichenräder an. Über eine Metallstange im Boden bringen sie so das Mahlwerk zum Laufen. Vor dem steht Martie te Brake, ebenfalls als Müller aus den Niederlanden in Buschhausen zu Gast. „Steht der Wind gut, dann drehen sich die Mühlensteine bis zu 100-mal in der Minute“, sagt te Brake. Über eine dicke Holzstange im Boden drückt er die beiden tonnenschweren Steine weiter zusammen; pulverfein ist das Mehl, das einen Treppenabsatz tiefer als Staubwolke in einen Papiersack fällt.

„Er soll sehen, dass unsere Lebensmittel nicht einfach aus dem Supermarkt kommen"

Lasse gefällt’s, ganz neu ist das Meiste für ihn aber nicht: Vor zwei Jahren war er mit seiner Mutter schon einmal beim Mühlentag. „Er soll sehen, dass unsere Lebensmittel nicht einfach aus dem Supermarkt kommen, sondern früher in Schwerstarbeit hergestellt wurden“, sagt Carmen Beck (37). Lasse hat gut aufgepasst; am Ausgang gibt es dafür eine Waffel - aus frisch gemahlenem Mehl, wenn auch nicht von der Buschhausener Mühle. „Trotzdem lecker“, verspricht die Verkäuferin.

Ulrike und Günter Schütze können nur noch auf ein Gläschen Wein bleiben: Das Sterkrader Paar will am Pfingstmontag mehr als nur eine Mühle sehen; gerade waren sie noch in Dinslaken, gleich geht es weiter nach Xanten. „So ein Mühlentag ist eine spannende Sache“, findet Ulrike Schütze. Neues gelernt habe sie auch schon: „Wer hätte gedacht, dass es sieben Stunden dauert, bis der Müller seine Mühlsteine wieder geschärft hat? Damals war so ein Leib Brot noch mit einer Menge Arbeit verbunden; da hat man es ganz anders wertgeschätzt als heute.“