Oberhausen. .
Viele Oberhausen rümpften am Freitagmorgen irritiert die Nase: Der Gestank fauler Eier lag über der Stadt. Das meldeten zum Beispiel zahlreiche Twitter- und Facebook-User. Die Erklärung liefert eine alte Bekannte, die seit 100 Jahren zum Himmel stinkt.
Wenn etwas zum Himmel stinkt, zwitschern es oft User via Twitter durch das Web. Zum Beispiel am Freitagmorgen. Zum Beispiel in Oberhausen: User @ChrisHbi zog der “Gestank fauler Eier“ in die Nase. Wegen des Schwefel-Geruchs ließ @Tholean die Fenster lieber gleich zu. Und @textaufgabe fürchtete um sein schönes Wochenende in Oberhausen. So unangenehm der Mief, so irritiert (immer noch) viele Oberhausener.
Die Ahnungslosigkeit - von Polizei, Feuerwehr und einigen Spaziergängern zum Beispiel - mag Nicht-Oberhausener überraschen. Ilias Abawi aber verwundert sie nicht. „Obwohl die Emscher seit 100 Jahren stinkt“, erklärt der Sprecher von Emschergenossenschaft und Lippeverband, „wissen viele Anwohner nicht, dass sie ein offener Schmutzwasserlauf ist.“ Was nichts anderes heißt, als dass der gedemütigte Fluss es mit allen Hinterlassenschaften des Ruhrgebiets aufnehmen muss: mit denen, die von der Industrie eingeleitet und denen, die von der Klospülung in die Tiefe gerissen werden.
Ab 2017 kein Gestank mehr
Für Abawi also ist die dicke Luft kein Wunder: „Je nachdem, welche Abwasser gerade eingeleitet werden und aus welcher Richtung der Wind bläst, bemerken es die Leute eben.“ Am Freitagmorgen müssen es wohl schwefelhaltige Abwässer gewesen sein, die in der Luft lagen. Solche Belästigungen können auch die Kläranlagen der Ader des Ruhrgebiets nicht verhindern: Nur drei gibt es davon zwischen Dortmund und der Mündung in Dinslaken: in Dortmund, Bottrop und Dinslaken.
Für alle, die nun die Nase rümpfen, haben Abawi und die Emschergenossenschaft aber auch noch eine gute Nachricht: „Ab 2017 stinkt die Emscher nicht mehr. Auch nicht in Oberhausen.“ Dann nämlich soll der Abwasserkanal unter dem Fluss - eines der wichtigsten Projekte der 4,5 Milliarden teuren Emscher-Renaturierung seit 1992 - fertig sein. Der „Zwilling des Flusses“ wird 51 Kilometer lang und soll all das Abwasser unterirdisch führen, das heute zuweilen zum Himmel stinkt. Baubeginn: Sommer 2011.
Schweißfüße und Parfüm
Außer Verdacht ist damit auch die Chemiefirma Oxea in Oberhausen: „Bei uns sind es eh nicht die faulen Eier, sondern die Schweißfüße“, sagt Oxea-Sprecherin Birgit Reichel. Das unappetitliche Aroma entsteht bei der Verarbeitung von Buttersäure im Werk. Und obwohl Buttersäure - zur Freude und Orientierung der gemeinen Stubenfliege - ein Zeichen für Fäulnis darstellt entsteht, macht Oxea - ein Parfüm daraus.