Oberhausen. . Die Frauenberatungsstelle in Oberhausen gründet eine Gruppe für Opfer von Vergewaltigungen. „Ein dringend erforderliches Angebot“, so Ute Speier-Lemm - denn im Ruhrgebiet gebe es derzeit keine entsprechenden Angebote.

Die Scham ist bleischwer. „Wie konnte mir so etwas nur passieren?“ fragen sich viele vergewaltigte Frauen. Wege zurück ins Leben will die Frauenberatungsstelle jetzt in einer neuen - und im Ruhrgebiet bislang einmaligen - Gruppe vermitteln. „Ein dringend erforderliches Angebot“, stellte Ute Speier-Lemm im Laufe ihrer langjährigen Arbeit für die Frauenberatungsstelle fest.

„Wir hatten zwar schon Gruppen für Frauen nach sexuellem Missbrauch und auch für Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden - aber gerade für vergewaltigte Frauen gibt es weit und breit überhaupt keine Gruppenangebote.“ Immer wieder habe sie Nachfragen erhalten, ohne weiterhelfen zu können. Bis jetzt. „Wir beantragten beim Europäischen Sozialfonds Fördermittel - und haben eine Zusage erhalten.“

Scham und Schuldgefühlen

Zum Glück, meint Speier-Lemm. Denn eine Vergewaltigung bedeute den größt möglichen Eingriff in die Intimsphäre eines Menschen. Und so widersinnig es auch klingt: „Die meisten Frauen plagen sich nicht nur mit einer ungeheuren Scham, sondern auch mit Schuldgefühlen.“ Sie würden von Gedanken verfolgt wie: „Wär’ ich doch bloß nicht noch mitgegangen. Vielleicht hätte ich etwas anderes anziehen sollen?“, weiß die Leiterin der Frauenberatungsstelle. Um dabei aber auch gleich mit dem größten Vorurteil aufzuräumen: „Die meisten Vergewaltigungen passieren in der eigenen Beziehung oder durch Menschen, die man kennt, Nachbarn, Arbeitskollegen.“ Viele Frauen reagierten auf das Schockerlebnis zunächst mit Verdrängung. „Ein normaler Schutzmechanismus.“

Sich in Krisensituationen gegenseitig stützen

Doch das Trauma bricht sich Bahn: durch Schlaflosigkeit und Angstzustände, durch die Unfähigkeit, Berührungen zuzulassen, sich auf eine neue Beziehung einzulassen. „Viele Betroffene leiden unter einer tiefen Einsamkeit“, sagt die Traumaberaterin.

Und hier setzt die neue Gruppe an. „Denn darin treffen sich Menschen, die Ähnliches erlebt haben“, betont Speier-Lemm, der es auch darum geht, ein kleines Netzwerk unter den Gruppenmitgliedern aufzubauen. „Damit sie sich in Krisensituationen gegenseitig stützen können.“

Eigene Stärken neu entdecken

Weitere Ziele: Mit Bewegungs- und Körperübungen soll der Zugang zum eigenen Körper erleichtert werden. Ein speziell für traumatische Erlebnisse entwickeltes Programm, soll den Frauen helfen, ihre Gefühlswelt zu stabilisieren. „Viele werden von immer wiederkehrenden Bildern verfolgt - wir zeigen ihnen mit Hilfe dieser Technik, wie sie die Kontrolle über diese Vorgänge und damit auch über das eigene Leben wiedererlangen können.“

Eigene Stärken neu entdecken, die Freude am Leben zurückgewinnen, gemeinsam Spaß haben - vor allem auch darum wird es bei den einmal wöchentlichen Treffen gehen.

Der Macht des Täters ausgeliefert zu sein, ist ein traumatisches Erlebnis, das sich - unverarbeitet - auf das ganze spätere Leben auswirkt. Wer diesen Kreislauf durchbrechen will: Das neue Gruppenangebot für vergewaltigte Frauen findet jeweils mittwochs von 19 bis 21 Uhr in der Frauenberatungsstelle, Schwartzstr. 54, statt und kostet 10 Euro monatlich. Anmeldung: 20 97 07.