Oberhausen. .
Menschen machen’s möglich: Rechtsanwältin Gabriele Förster engagiert sich ehrenamtlich bei der Frauenhilfe.
Der Beruf muss nicht nur zum Geldverdienen dienen. Natürlich geht es in erster Linie genau darum. Doch er kann auch Eingangstür zu ehrenamtlichen Tätigkeiten sein. Rechtsanwälte verdienen nur Geld? Keineswegs. Gabriele Förster ist selbstständige Anwältin für Familienrecht – und hat ihren ganz eigenen Weg gefunden, sich ehrenamtlich zu engagieren. Seit 1994 ist sie Rechtsberaterin bei der Frauenhilfe. Damals war die Frauenhilfe auf der Suche nach einer neuen Rechtsberaterin. Zufällig hatte eine Mitarbeiterin der Frauenhilfe in der Kanzlei angerufen und Gabriele Förster erfuhr von dem Bedarf. Sie sprang sofort ein. „Das sind so die Zufälle des Lebens“, denkt sie darüber nach. „Irgendwie bin ich dann reingerutscht bei der Frauenhilfe, immer ein bisschen mehr.“
Dieses Mehr führte sie zur Gründung des Fördervereins und vor sechs Jahren sogar in den dreiköpfigen Vorstand. Auch dort ist Gabriele Förster die Expertin für Rechtsfragen. Wenn es um Arbeitsverträge geht oder Gespräche mit der Stadt – Förster ist zur Stelle. Gerade setzt sie sich für ein neues Frauenhaus ein. Das alte sei ein bisschen eng und veraltet und „entspricht nicht mehr dem Standard“. Genau den bräuchten aber die dort untergebrachten Frauen. Ihr Fachwissen setzt die Juristin aber nicht nur für den Verein ein, sondern besonders auch in der direkten Beratung.
Einmal im Monat bietet sie in der Frauenberatungsstelle eine Rechtsberatung an. Dann berät Förster die Frauen zu den rechtlichen Hintergründen von Trennungen, Scheidungen oder dem Sorgerecht. Das wird gut angenommen: „Manchmal kommen drei, manchmal sind es sechs oder sieben.“ Der Übergang zur Beratung ist nahtlos. Manchmal können die Frauen direkt eine Etage tiefer zu den hauptamtlichen Beraterinnen gehen. „Das wäre nicht mein Gebiet“, gibt Förster zu. Auf ihrem Gebiet könne sie aber oft helfen. Und die Gruppenberatung verbinde sowieso: „Ich habe schon etliche gemeinsam weggehen gesehen. Ich glaube, die haben sich später wieder getroffen.“
Überhaupt ist sie begeistert von der Wirkung der Frauenberatung. „Manchmal kommen Frauen zu mit, die sind ein Häufchen Elend“, sagt Förster. „Und ein halbes Jahr später ist eine ganz andere Frau aus ihnen geworden.“ Da freue sie sich, geholfen zu haben. Auf der anderen Seite gebe es auch viele Negativbeispiele. Viele Frauen bräuchten mehrere Anläufe. „Das macht traurig.“ Trotzdem: Immer könnten sie bei der Frauenhilfe eine positive Entwicklung anstoßen.
Gabriele Förster sieht ihr ehrenamtliches Engagement auf ihre Weise als selbstverständlich an. „Ich hatte viel Glück im Leben“, sagt die 52-Jährige von sich. Da könne man auch etwas für die Gesellschaft tun. „Wenn alle denken würden, sie hätten zu wenig Zeit, wo würde dann die Gesellschaft bleiben?“, fragt sie – und steht als lebendes Gegenbeispiel in der Tür der Frauenberatungsstelle.