Oberhausen. . Dieses Datum ist für die Menschen in Oberhausen mit einer denkwürdigen Erinnerung verbunden: Am 19. April 1921 machte der Zug, der den Leichnahm Kaiserin Viktorias nach Sanssouci überführte, Halt in Oberhausen. Ein Blick in die Stadtgeschichte.
Der 19. April 1921 ist ein ganz besonderer Montag in Oberhausen. Bahnsteig 3 des Bahnhofs ist um 11 Uhr von Menschen überfüllt. Selbst Oberbürgermeister Havenstein und Herren des Offiziersbundes sind unter den Menschen. Sie alle tragen Trauerkleidung, denn heute wird ein Sonderzug in Oberhausen Halt machen, in dem sich der Leichnam der am 11. April 1921 verstorbenen Kaiserin Auguste Viktoria befindet.
Auguste Viktoria war die letzte deutsche Kaiserin und Königin Preußens und auch nach dem Sturz der Monarchie 1918 war sie bei der Bevölkerung sehr beliebt. So auch bei den Oberhausener Bürgern, wie mit der „Sterkrader Volkszeitung“, dem Lokalteil des „General-Anzeigers“ und der „Oberhausener Zeitung“ gleich drei Zeitungen berichteten.
Tränenreicher Abschied von der entthronten Kaiserin
Nur wenige können ihre Tränen am jenem Montagvormittag gegen 11.30 Uhr zurückhalten, als der Zug für zwei Minuten in Oberhausen anhält. Im letzten Wagen befindet sich der Sarg der ehemaligen Kaiserin. Lediglich Vertreter des Offiziersbundes und ein kleines Mädchen, das von seiner Mutter eine dunkle Rose in die Hand gedrückt bekam, dürfen den Zug betreten und einen Blick auf den Sarg werfen. Der „General-Anzeiger“ spricht von „der heimgegangenen Kaiserin, der Entthronten, der heimatlos gewordenen, der leidgekrönten Frau, die jetzt ausgelitten.“ Die Zeitungen würdigen die in der Lausitz geborene siebenfache Mutter als eine Frau des Volkes, die „edles Frauentum ins öffentliche Leben“ stellte.
Im Ersten Weltkrieg engagierte sie sich in caritativen Organisationen und nach 33 Jahren als Kaiserin verließ sie schweren Herzens ihr Heimatland, um ihrem Mann, dem einstigen Kaiser Wilhelm II., ins Exil in die Niederlande zu folgen. Nur gut zwei Jahre später starb sie hier nach schwerer Krankheit. Beerdigt wurde die Kaiserin im Antikentempel des Parks von Schloss Sanssouci am 19. April 1921.