Oberhausen. Die Ausstellung “Im Zwielicht“ der Foto-Künstlerin Hildegard Hugo ist noch bis zum 5. April in der Galerie Kir in Oberhausen zu sehen. Sie zeigt experimentelle Fotografien, die den Betrachter in seinen Bann ziehen. Ihr erstes Buch erscheint im März.
Schon als Kind schaffte sie sich eigene Welten, als Studentin mit schmalem Geldbeutel reiste sie in der Fantasie. „Der äußere Anlass ist Auslöser“, sagt Hildegard Hugo. „Was daraus entsteht, ist Fiktion.“ Sie bedankt sich bei allen, die sie zur Kreativität inspirierten. Die lebt sie aus, als Autorin und in der Fotografie.
„Im Zwielicht“ ist der Titel ihrer Fotoausstellung, zu sehen bis zum 5. April in der Galerie Kir, Stöckmannstraße 86. „Licht über der Schattenstadt und andere Geschichten“ veröffentlichte sie in ihrem ersten eigenen Buch, das jetzt im Culex-Verlag erschienen ist. Unübersehbar, dass Licht in Hildegard Hugos kreativem Schaffen eine ganz entscheidende Rolle spielt.
Sie versteht ihr Handwerk
In der Fotografie experimentiert sie mit Belichtungszeiten und Filtern, liebt es, den Betrachter zu irritieren, ihn zum Nachdenken zu zwingen, zeigt, was sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Vieles wirkt eher gemalt als fotografiert. Wie hat sie das gemacht? Es sind die ungewöhnlichen Blickwinkel, die sie interessieren. Mittlerweile sind ihre Bilder digital fotografiert, doch niemals nachträglich bearbeitet am PC. „Ich bin keine Handwerkerin“, sagt die Foto-Künstlerin. Doch ihr Handwerk versteht sie sehr wohl, schließlich war sie während ihrer Zeit als Schulbuchautorin für Erdkundebücher dokumentarfilmerisch in der Welt unterwegs, Europa, Australien, Asien. Nie wäre sie damals auf die Idee gekommen, einen Scheinwerfer zu fotografieren, in dem sich Erinnerungsfotos schießende Touristen und ihr Motiv, die Akropolis, spiegeln.
Kamera hoch, Motiv ist im Kasten. Da kann man schon auf die Idee kommen, es sei wichtiger, eine Reise später dokumentieren zu können, als wirklich irgendwo gewesen zu sein und sei es im Outback, am Ende der Welt, wo Christine in einer der Geschichten am Fuße des Ayers Rock ihre Beziehung begraben will. „Im Outback“ ist eine der 19 Kurzgeschichten des Buches, mit dem uns die Autorin Hildegard Hugo in ganz unterschiedliche Gegenden, Zeiten und Situationen entführt. Auch hier geht es um ungewöhnliche Blicke, zum Beispiel in die Welt eines Kindes in der Nachkriegszeit, auf irritierende Gefühle, auf Menschlichkeit, Beziehungen, aufs Altern, auf den Abschied vom Berufsleben, den Rauswurf aus dem Job oder die Heimatstadt der Jugend nach sehr langer Abwesenheit.
Geschichten aus fast 20 Jahren
Hildegard Hugo hat viele ihrer Geschichten schon einmal irgendwo erzählt. Mit Kurzgeschichten, Gedichten und Satiren ist sie schon seit vielen Jahren auf Kleinkunstbühnen unterwegs, gewann 1989 den Lyrikpreis, ausgelobt von der WAZ und dem Theater Oberhausen. „Bei Lesungen wurde ich immer mal wieder gefragt, wo man denn mal etwas nachlesen könnte“, erzählt die Autorin. Die Buch-Idee sei schon mindestens 15 Jahre alt. Zunächst habe sie daran gedacht, einen Band zu einem Thema herauszugeben, den sie dann aber wieder verwarf: „Man warnte mich, dass so etwas noch schwerer zu verkaufen sei.“ Auch für den Leser war dies eine gute Entscheidung. Er kann sich an der allein schon dadurch entstandenen Vielfalt erfreuen, dass die ausgewählten Geschichten eine Zeitspanne von fast 20 Jahren umfassen. In der ältesten, „Bangkok“, wird noch mit DM bezahlt, die jüngste erzählte Episode ist „Der Sommer des Kraken“. Trotzdem hat sie nichts mit der Fußball-WM und schon gar nichts mit Paul zu tun. Im übertragenen Sinne kommt in allen Texten das Licht daher, als Liebe, Menschlichkeit, Glück, neues Lebensziel, Ausbruch aus Gewohntem, Neubeginn oder Kultur.