Beim fünften „Kunstlicht“ laden 49 Künstler in elf Galerien ein. Ein Streifzug durch die Nacht der offenen Ateliers am vergangenen Samstag.

Licht ist heiß. Zumindest der glühende Metallnagel, den Ralf Albustin in eine Pfütze hält. Geschmiedet hat er ihn mit dem 17-jährigen Finn, der nicht sehen kann, dafür aber sehr genau hinhört. „Er wusste, wo ich hingeschlagen habe, und hat es mir nachgemacht“, sagt der 47-Jährige. Zur Nacht der offenen Ateliers hat ihn Manuela Böhm (42) in ihre Galerie an der Duisburger Straße geholt. Ihre Kunst liegt im Detail: Blumen und Akte malt sie ausschnittweise, abstrahiert diese so: „Ich möchte zum Nachdenken anregen.“

Licht nimmt Gestalt an. Bei Susanne in der Beek (47): In ihrem Geschäft an der Marktstraße reflektiert sich das Deckenlicht in den Kristallen ihrer Kollektion. Anne Bremsat (54) liest Engelsgeschichten, inspiriert damit Frank Gebauer (46), der mit Kreide und Fingern Lichtgestalten zeichnet. Ein Geschenk an den Gast, der dazu ein Glas Wasser gereicht bekommt, in dem Bergkristalle wie Eiswürfel aneinander klirren.

Licht ist scharf. Wie die Scherben der Glühbirne, an der sich eine Hand in Sybille von Guionneaus Bild schneidet. Die Künstler in der Galerie Kir an der Stöckmannstraße haben sich mit Licht beschäftigt: Verschwommen ist es wie Herbert Michels roter Sportwagen, trübe dabei wie die Collage aus Alltäglichem, die Edith Kreth-Finkeissen gestaltet hat, und leuchtet in kräftigem Orange, in das Rolf Domagala den brasilianischen Corcovado taucht. Das Dunkle bleibt fern: Das Schattentheater entfiel.

Licht ist „Dunk-Hell“. Steht auf Bernd Kirsteins Bild. Der 50-Jährige mischt Wortspiele mit Bootslack und Spachtelmasse. Seine Bilder sind in der Gemeinschaftsgalerie Artmacherei an der Josefstraße zu sehen, in der u.a. Klemens Fritz (58) mit der Farbe Gold spielt: goldener Schnitt, goldenes Lamm – eine bunte Gesellschaft, die zum Verharren einlädt.

Licht hat 27 Facetten. So viele Künstler des Netzwerks Kreative Ruhrstadt haben in der Niebuhrg ausgestellt. In der Nacht vor der Vernissage lassen die Künstler einen Blick auf ihre Werke zu: Dorita Vorländer zeigt ihre Kupferkunst. Auf einer schimmernden Platte setzen sich kleine Risse und Kratzer zu einem Sternenbild zusammen, in dem eine große Blase die „Geburt einer neuen Welt“ verspricht. „Mit Kupfer zu arbeiten, birgt viele Überraschungen.“

Licht schafft Geborgenheit. Ludger Mels öffnet die Tür zu dem Haus, in dem er vor 55 Jahren geboren wurde. Nie habe er woanders gewohnt, erzählt der Künstler, während er über die knarrenden Dielen seines Ateliers führt. Französische Vororte ruhen in Öl, der letzte Aschenbecher im Bert-Brecht-Haus zeigt kalten Rauch – Ludger Mels arbeitet mit dem kräftigen Strich der Wirklichkeit, ohne diese nur abzubilden: Fast hört man seine Bilder flüstern. Rund 120 Stück hat Mels ausgestellt, ein Bruchteil seines Werks: Durch die Küche führt er in das Haus im Garten, in dem früher Schweine lebten und heute ein Kuriosum aus Kunst und Archäologie steht: Neben der Staffel mit einer noch farblosen Frau steht eine Vitrine. Kurz knipst er das Licht an, zeigt auf fossilierte Schätze. „Meine zweite Leidenschaft“, sagt Mels, dann schaltet er das Licht aus.

Neue Ausstellung in der Niebuhrg

Die Ausstellung des Oberhausener Kreativnetzwerks wurde am gestrigen Sonntag in der Lohnhalle der Niebuhrg, Niebuhrstraße 61, eröffnet. Bis zum 5. Dezember kann man sich die rund 60 recht unterschiedlichen Skulpturen und Bilder noch anschauen. Der Eintritt ist frei. Das Netzwerk gibt es seit 2009, unter www.kreativeruhrstadt.de gibt es weitere Informationen zu den Künstlern.