Oberhausen. . Die Flaßhofstraße ist das Rotlichtviertel von Oberhausen. In den 16 Häusern können Prostituierte Zimmer mieten. Einen Straßenstrich gibt es in der Stadt nicht. Der stellvertretende Leiter des Kriminalkommissariats 11 erklärt, warum das so ist.
Oberhausen ist in vielerlei Hinsicht eine Stadt des Superlativs. So hat es auch gemessen an der Einwohnerzahl einen relativ großen Rotlichtbezirk - im Vergleich zu Mülheim oder Essen etwa. Was es hier allerdings nicht gibt, ist ein Straßenstrich.
Frank Stapel, der stellvertretende Leiter des Kriminalkommissariates 11, erklärt, warum es das eine gibt und das andere nicht. „Jede Stadt hat eine Sperrgebietsverordnung, diese Verordnung sagt, wo Prostitution stattfinden darf.“ Sperrgebiet in Oberhausen ist nach der schon seit langem existierenden Sperrgebietsverordnung die Flaßhofstraße 17 bis 46. In den 16 Häusern dort können Prostituierte eines von rund 230 Zimmern für 90 bis 130 Euro pro Tag mieten. „Die Zimmer sind in der Regel nur zur Hälfte belegt“, sagt Stapel etwas über die Zahl der Prostituierten aus. Beim KK 11 kümmert er sich zusammen mit seinem Kollegen Michael Wichert ganz besonders um das Rotlicht-Milieu. Stapel macht diesen Job schon seit über zehn Jahren. Und Kommissariatsleiter Herbert Lenhart weist darauf hin, wie wichtig es ist, dort Beamte einzusetzen, zu denen die Frauen auch Vertrauen haben. Lenhart: „Die Polizei ist für sie zuerst Mal ein Feind.“ Die 110 riefen sie nicht an. Aber Stapel und Wichert direkt. Deren Telefonnummern hängen dann auch bei den Wirtschafterinnen in den Häusern aus.
Deutsche Frauen sind mit zehn Prozent in der Minderheit
Deutsche Frauen sind übrigens mit ca. zehn Prozent in der Minderheit. Stapel: „Seit der EU-Osterweiterung kommen die meisten Prostituierten aus Rumänien, Bulgarien oder Polen.“ Der größte Teil der Frauen arbeite freiwillig. 2010 hätten sie rund fünf Fälle von Zwangsprostitution gehabt. Wobei der Begriff „freiwillig“ wohl auch differenziert zu betrachten ist. Lenhart: „Die Frauen müssen ihre Schlepper bezahlen.“ Die kassierten oft nicht unerhebliche Summen dafür, eine Frau in den Bus gesetzt zu haben. Stapel: „Unter 1000 Euro läuft da nichts, aber heute sei eine Gerichtsverhandlung, „da hat eine Frau sogar 40.000 Euro an einen Mann gezahlt“. Lenhart: „Viele Frauen unterstützen auch ihre Familien, nicht wenige haben kleine Kinder in der Heimat.“ Der Chef des KK11 hat seine feste Meinung zu Zuhältern: „Die nutzen die Frauen gnadenlos aus und machen nichts dafür.“ So ist auch eine Aufgabe der Polizei, die sexuelle Selbstbestimmung der Frauen zu erhalten, dafür zu sorgen, dass sie nicht von Zuhältern zur Prostitution gezwungen werden.
Freier werden selten straffällig
Die Freier dagegen werden eher selten straffällig. „Manchmal verlieben sie sich in die Frauen, stehen stundenlang vor ihrem Fenster herum“, sagt Lenhart. Die Frauen könnten nicht mehr in Ruhe arbeiten. Erst in der vergangenen Woche habe sich so ein Verliebter selber schwer verletzt, sich mit einem Messer den Hals aufgeschnitten. Die Frau hatte noch versucht, ihn aufzuhalten und dabei selber Verletzungen an den Händen erlitten.
Die Prostituierten selber verstoßen gegen das Gesetz, wenn sie sich illegal in Deutschland aufhalten. Manche haben gefälschte Pässe. „Urkundendelikte kommen immer wieder mal vor“, sagt Stapel. Oder auch Sozialhilfebetrug und der sogenannte Beischlafdiebstahl.
Delikte, die im Umfeld von Prostitution auftreten, sind Körperverletzungen, etwa bei Schlägereien. Oder Diebstahl, Einbrüche in die Zimmer der Frauen. Stapel: „Drogen spielen sicherlich eine Rolle, aber eine eher untergeordnete.“
Solwodi kümmert sich um Frauen in Not
In Oberhausen gibt es auch eine Beratungsstelle des Vereins Solwodi, der sich um Frauen und Mädchen in Not kümmert. Die Solwodi-Kontaktstelle für Oberhausener Prostituierte ist an der Blumenthalstraße 72. Es arbeiten aber auch Streetworkerinnen für den Verein, die die Frauen besuchen. Die Polizei vermittelt Prostituierten auf Wunsch Kontakte zu Solwodi. Das sagt Frank Stapel, der stellvertretende Leiter des Kriminalkommissariates 11, dessen Mitarbeiter sich etwa um Tötungs- sowie Sexualdelikte, Brände und Vermisste oder eben das Rotlicht-Milieu kümmern.
Im Sperrbezirk der Stadt arbeiten übrigens nur Frauen. Stapel: „Mir sind keine männlichen Prostituierten in der Stadt bekannt.“ Neben den Bordellen an der Flaßhofstraße gibt es in Oberhausen noch rund elf Clubs und Barbetriebe, in denen Prostituierte arbeiten.