Oberhausen. . Das neue Biomasse-Kraftwerk der EVO in Sterkrade ist am Netz. Es bringt Strom, Fernwärme und eine verbesserte CO2-Bilanz. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Bochumer „Proenergy Contracting“ Gesellschaft realisiert.
In Sterkrade brennt der Wald, und ganz Oberhausen freut sich. So ungefähr könnte man die Bedeutung des neuen Biomasse-Kraftwerks am Sterkrader Bahnhof beschreiben. Am Dienstag wurde die Anlage durch Oberbürgermeister Klaus Wehling offiziell in Betrieb genommen.
Kohlendioxid einsparen
In Wirklichkeit wird dort natürlich nicht etwa der Sterkrader Wald verbrannt, sondern so genanntes „Landschaftspflegeholz“. Das sind Bäume und Sträucher, die etwa an Straßen und Autobahnen oder andernorts gerodet werden, aber auch Abfälle aus der Holzwirtschaft, die nicht im Sägewerk landen. Nach Angaben des Betreibers, der Energieversorgung Oberhausen (EVO), ist die Sterkrader Anlage das erste Biomasse-Kraftwerk des Ruhrgebiets, das ausschließlich mit diesem nachwachsenden Rohstoff befeuert wird.
Der Vergleich mit dem Wald ist nicht ganz so weit hergeholt: Wäre ganz Oberhausen bewaldet, würde man durch die neue Anlage genau die Menge CO2 einsparen, die diese Waldfläche an Kohlendioxid bindet. Das hat man bei der EVO ausgerechnet, und damit ein Beispiel gefunden, das sich einfach mehr nach „Bio“ anhört, als der Vergleich mit 15 000 Kompaktklasse-PKWs. Die kommen nämlich bei einer jährlichen Laufleistung von 10 000 Kilometern rechnerisch ebenfalls auf einen CO2-Ausstoß von rund 20 000 Tonnen, den die EVO einsparen will. Auf der anderen Seite springen dabei dank der Kraft-Wärme-Kopplung, auf die die EVO auch beim ihrem dritten Kraftwerk setzt, Strom für 3500 und Fernwärme für rund 6000 Haushalte heraus.
Auf einer Linie mit Bundes- und Landesregierung
Klaus Wehling, zugleich Chef des Aufsichtsrats der EVO, freut dies natürlich doppelt. Denn einerseits bleibe die EVO damit „eines der fortschrittlichsten Stadtwerke“, andererseits rechnet der Erste Bürger sich angesichts der verbesserten CO2-Bilanz gute Chancen für eine weitere Auszeichnung der Stadt beim „European Energy Award“ (EEA) aus. Mit der neuen Anlage liege man „auf einer Linie mit der Bundes- und der Landesregierung“, was den Umweltschutz angehe.
Wehling betonte außerdem, dass nach eingehender politischer Diskussion zu Beginn „alle gemachten Zusagen eingehalten wurden“. Konkret bedeute dies, dass etwa die Anlieferung des außerhalb der Stadt aufbereiteten Holzes und der Abtransport der Asche ausschließlich über das MAN Turbo-Werksgelände erfolgen werde, wie Bernd Homberg (EVO) sagte. Zudem sei die neue Anlage an der Friedrichstraße bis auf das Holzlager in bestehenden Gebäuden installiert worden.
"Signal für andere Stadtwerke"
Das Projekt wurde in Kooperation mit der Bochumer „Proenergy Contracting“ Gesellschaft realisiert, die 51 Prozent an der eigens gegründeten Kraftwerksbetreibergesellschaft „Biostrom Oberhausen“ (BSO) hält. BSO-Geschäftsführer Norbert Speckmann sieht in dem Sterkrader Kraftwerk auch „ein Signal für andere Stadtwerke“ einen ähnlichen Weg zu gehen. Und er betonte, dass rund 40 Prozent der Aufträge des 14-Millionen-Euro-Projektes in der Region vergeben wurden.