Oberhausen. .

Geht’s auch eine Nummer kleiner? Diese Frage muss in der schrumpfenden Stadt Oberhausen auch Peter Klunk beantworten. Der Planungsdezernent muss sich bei vielen Projekten für die bescheidenere Variante entscheiden, sieht aber auch Chance.

Ganze 15 Meter Breite sollte die neue Straße im Waldhuck gemäß der ursprünglichen, seit Jahren in der Schublade liegenden Planung haben. „Das wäre die reinste Aufmarschstraße geworden“, erinnert sich Oberhausens Planungsdezernent Peter Klunk.

Letztlich entschied man sich bei der Erschließung für eine bescheidenere, dem tatsächlichen Bedarf angemessene Variante. „Da haben alle gespart.“

„Vergeblichkeitsfalle“

Die schmalere Straße im Waldhuck ist nur ein Beispiel von vielen Punkten, an denen das Schrumpfen der Bevölkerung in Stadtplanung einfließen kann. „Man muss langfristige Vorhaben immer wieder unter diesen Aspekten überprüfen“, sagt Klunk. Die Entwicklung gänzlich kompensieren könne man aber nicht. „Wir sind da ein Stück weit in einer Vergeblichkeitsfalle.“

Denn anders als bei laufenden oder avisierten Vorhaben lasse sich die bestehende Infrastruktur nur begrenzt an die demografischen Veränderungen anpassen. „Wir können ja nicht zehn Prozent Straßen zurückbauen, weil die Einwohnerzahl um zehn Prozent zurückgeht.“ Die Kosten, die eben jene Infrastruktur unvermeidlich und laufend produziert, verteilen sich damit auf weniger Schultern. „Das Thema Gebühren wird uns in Oberhausen zunehmend beschäftigen.“

„Alt-Oberhausen ein bisschen entdichten“

Doch Klunk sieht das möglicherweise bald anstehende Sinken unter die 200.000 Einwohner-Marke nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance für eine Neuaufstellung. „Wir würden Alt-Oberhausen gerne ein bisschen entdichten, vielleicht das eine oder andere Quartier abreißen. So ließe sich mehr Freiraumqualität schaffen.“ Dass Außenbezirke in Zukunft völlig entvölkert sein könnten, glaubt Klunk nicht. „Oberhausen ist ja eine sehr kompakte Stadt.“ Im Vergleich etwa zu Duisburg habe man viel mehr Einwohner in Relation zur Fläche, und entsprechend weniger dünn besiedelte Landstriche. „Selbst der Sterkrader Norden ist nicht mit Dinslaken oder Hiesfeld zu vergleichen.“

Zumal die jüngste Vorausberechnung der Bevölkerung differenziert zu sehen sei. Feststellbar sei bei aller Schrumpfung und Abwanderung durchaus auch ein Trend des Zurückkehrens nach Oberhausen, der sich noch verstärken könne. „Es wird die Tendenz geben, dass die Leute in die Stadt zurückkehren“, so Klunk mit Blick auf diejenigen, die am Niederrhein das kleine Glück im Grünen suchen. „Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus, ist der Garten zu groß, sind die Geschäfte zu weit weg.“

Spielplätze für Senioren?

Die Rückwanderung der älteren Generation freilich – wie überhaupt die wachsende Zahl betagter Mitbürger – stellt die Stadt wieder vor neue, auch bauliche Aufgaben. „Ist der öffentliche Raum senioren- und behindertengerecht? Warum gibt es im öffentlichen Raum zwar Spielplätze, aber keine Angebote für Senioren?“, zeichnet Klunk die nötigen Fragestellungen auf. „Es ist ein Unterschied, ob ich ein Umfeld schaffe für Familien oder eine Silver City.“

Und so wünschenswert der Zuzug junger Leute mit Kindern auch ist – die planerischen Anreize, die die Stadt setzen kann, seien begrenzt, sagt Klunk (siehe Text zum Thema). So sehr man sich auch um Mitgestaltung des Wandels bemühe – manchmal bleibt den Planern statt des Agierens eben doch nur das Reagieren.