Oberhausen., .
Wie schrumpft es sich am besten? Da haben selbst Politiker keine schnellen Antworten. Die im Planungsausschuss forderten etwa „Bedarfspläne“ und eine „Anpassung der Infrastruktur“, als sie die Bevölkerungsprognose für Oberhausen hörten.
Wir werden weniger und wir werden älter – das ist nicht ganz neu. Die jüngste Berechnung der Stadt allerdings prophezeit Oberhausen schon in nächster Zeit das Unterschreiten der 200.000 Einwohner-Marke. Ein deutlicher Einschnitt, der Folgen für viele gesellschaftliche Bereiche haben wird. Mit den Auswirkungen zum Beispiel für Schullandschaft, Stadtplanung und Kommunalfinanzen will sich die NRZ in einer Serie beschäftigen.
Dass die Bevölkerungsentwicklung Unsicherheiten mit sich bringt und etliche Fragen aufwirft, auf die auch die sonst so meinungsfreudige Politik mitunter noch keine Antworten hat, zeigte sich schon bei der Präsentation der Zahlen in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses: große Ungewissheit auf der Tagesordnung.
Welche Instrumente?
„Was wir hier haben, ist die Grundlage“, stellte Dezernent Peter Klunk fest, „jetzt fängt die Arbeit erst an.“ Wilhelm Hausmann (CDU) hätte von Verwaltungsseite gerne schon mehr vorgelegt bekommen, handele es sich doch um eine „nicht umkehrbare Entwicklung“, auf die mit einer „Anpassung der Infrastruktur“ reagiert werden müsse. „Das kann man nicht einfach so zur Kenntnis nehmen.“ Die Zahlen müssten mit dem „Sozialatlas“ kombiniert werden. Regina Boos (FDP) forderte eine „Diskussion in den Ausschüssen“. Man müsse auch wissen, „welche Instrumente uns zur Hand stehen“.
„Wir haben nicht unbedingt eine ganz neue, wir haben eine veränderte Grundlage“, erklärte Planungsdezernent Klunk. Jetzt müsse eine Wohnungsmarktanalyse folgen, „und wir wollen ja noch den wohnungspolitischen Dialog führen“, erinnerte er. „Wir werden die Fortschreibung weiterführen und in eine öffentliche Strategie-Diskussion einsteigen.“
Agieren oder reagieren?
So sieht es auch Karl-Heinz Emmerich (SPD): Die Daten der Prognosen und Grundlagenanalysen sollten jetzt „in andere Bereiche und Konzepte einfließen“. Dabei seien die Auswirkungen unterschiedlich, unmittelbar etwa beim Bedarfsplan für Kindertagesstätten, „nicht so direkt etwa beim Kanalbauprogramm“. Zudem müsse man auch die Entwicklung der Haushaltslage im Auge behalten, „und die verläuft ja nicht unbedingt analog zur Bevölkerungsentwicklung“. Strategisch müsse auch der Wohnungsmarkt betrachtet werden: „Schlagen wir eine Angebotsstrategie ein oder verhalten wir uns defensiv?“
Regina Wittmann (Grüne) pflichtete dem bei, es gehe jetzt um die Frage, wo man steuern könne – und wolle. Wilhelm Hausmann forderte trotzdem mehr Aktion: „Was schlägt die Verwaltung der Politik vor?“, fragte er, und forderte dazu auf, „Handlungsstränge zu initiieren“.
Ulrike Schönfeld-Nastoll vom Bereich Statistik ergänzte den vorliegenden Bericht um ein paar grundsätzliche Erklärungen zum Verständnis des Zahlenwerks. Neu sei etwa die Darstellung „in zwei Varianten: mit und ohne Registerbereinigung“. Will sagen: Die Anzahl der „Abmeldungen von Amts wegen“ (wenn eine Person mehrfach nicht unter der angegebenen Adresse angetroffen wird und offensichtlich nicht mehr dort lebt) ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Aktuell sind wir 212.092
Deshalb wurden zwei Modelle gerechnet, die Variante mit bereinigtem Einwohnermelderegister hält Schönfeld-Nastoll für die wahrscheinlichere. Sie lieferte auch gleich die aktuellste aller feststehenden Zahlen: 212.092 Einwohner zählte die Stadt zum Datum der Planungsausschusssitzung.
Neu in der Darstellung ist neben den nach einem komplizierten Verfahren neu berechneten Teilgruppen der Bevölkerung und der Einteilung in entsprechende „Cluster“ auch, dass der Migrationshintergrund der Bevölkerung beleuchtet wurde. Dies werde man zukünftig dauerhaft in die Prognose einfließen lassen.