Oberhausen. Eine Oberhausener Unternehmerin wäre beim Online-Banking von Betrügern beinahe um 8000 Euro gebracht worden. Kein Einzelfall. Online-Betrug nimmt aktuell wieder zu. Die Polizei gibt Tipps, wie man sich vor verschiedenen Angriffen schützen kann.

Die Betrügereien beim Online-Banking nehmen wieder zu. Eine Oberhausener Unternehmerin erlebte einen besonders drastischen Fall. Die 34-Jährige nutzte die noch als relativ sicher geltende Überweisungsmethode mit einer sogenannten Mobile-Tan und wurde dennoch um ein Haar von Betrügern um 8000 Euro erleichtert.

Die 34-Jährige wollte Mitte Oktober des vergangenen Jahres per Online-Banking die fällige Umsatzsteuer, jene 8000 Euro, an das Finanzamt überweisen. Ihr Kreditinstitut schickte also, so das übliche Verfahren, eine Transaktionsnummer auf das zuvor registrierte Mobiltelefon der Frau. Diese Nummer, die nach wenigen Minuten verfällt, wenn sie nicht genutzt wird, gab die Oberhausenerin am PC ein. „Mir wurde angezeigt, dass die Überweisung geklappt habe“, erzählt sie.

Trojaner war der Auslöser

Um so überraschter war die 34-Jährige, als sich am nächsten Tag die Kriminalpolizei vom fernen Marktredwitz bei ihr meldete. Was war passiert? „Bei uns hatte ein Mann Strafanzeige gestellt, weil er plötzlich Geldbeträge auf seinem Konto entdeckte, deren Herkunft er sich nicht erklären konnte“, erläutert Jürgen Knauer den Fall. Der Pressesprecher des für Marktredwitz zuständigen Polizeipräsidiums Oberfranken sagt, dass die Polizei daraufhin das Konto des Mannes überwachte und auch die 8000 Euro abfing, ehe sie überwiesen wurden.

„Mir hatte jemand einen Trojaner auf den Computer geschleust“ erzählt die Unternehmerin. So sollte ihr Geld auf ein anderes Konto umgeleitet werden. Warum es bei einem völlig unbescholtenen Bürger landete, ist nun die Frage. Knauer: „Entweder ist dem Täter bei der Programmierung des Trojaners ein Fehler unterlaufen oder er wollte das Geld noch weiter leiten.“

"Die Täter schicken Hunderttausende Mails raus"

Die Oberhausenerin hatte insofern Glück, als sie ihre 8000 Euro zurückbekam. Doch den Trojaner musste sie von einem Experten entfernen und sämtliche Kreditkarten sperren lassen. „Ein ganz schöner Aufwand“, erklärt sie.

Von 30 bis 40 Online-Betrügereien pro Jahr in Oberhausen spricht Ralf Simon, Ermittlungsbeamter beim Betrugskommissariat. Ralf Weyer, der Leiter des Kommissariates, sagt: „Das hört sich wenig an.“ Sei es aber nicht, da die Täter überregional agierten. Wenn man die Zahl hoch rechne, käme einiges zusammen. Weyer: „Die Täter schicken Hunderttausende Mails raus.“

Das Geld wird meist an Finanzagenten überwiesen

„Die meisten Fälle bei uns treffen Leute, die für das Online-Banking Tan-Listen nutzen“, sagt Simon. Die Opfer erhalten eine Mail, in der sie aufgefordert werden, Zugangsdaten anzugeben. Tun sie das, räumen die Täter das Konto leer. Das Geld wird meist an sogenannte Finanzagenten überwiesen. Simon: „Die heben es ab und zahlen es sofort bei kontolosen Kreditinstituten ein.“ Mit Hilfe eines Transaktionscodes können ein neuerlicher Mittelsmann oder der eigentliche Empfänger das Geld dann irgendwo auf der Welt bei einem weiteren kontolosen Kreditinstitut abholen.

In manchen Fällen würde das Geld auch zunächst auf Konten von unbescholtenen Bürgern überwiesen und von dort weitergeleitet.

Schutz vor Betrügern

Eine zweite Betrugsvariante: „Der Computer wird mit einer Schadsoftware belegt“, so Simon. Das sind Viren, Keylogger (Mitschreiber) oder Trojaner. „Man spricht von BOT-Netzen“, sagt Weyer. Tausende Computer sollen schon gekapert sein. Es ist ja auch so einfach für die Betrüger, die ihre Opfer willkürlich auswählen. Sie verschicken entsprechend manipulierte E-Mails. Weyer: „Sobald man die E-Mail öffnet, gehört der Rechner dem Täter.“

Wie kann man sich vor Online-Betrügern schützen? Ralf Weyer und Ralf Simon vom Betrugskommissariat geben Tipps. „Niemals E-Mails von Absendern, die man nicht kennt, öffnen“, sagt Weyer. Was natürlich gerade bei Geschäftsleuten schwierig sei. „Auf keinen Fall Zugangsdaten preisgeben“, warnt Simon, „danach fragt keine Bank“. Die Virensoftware sollte man aktuell halten. Ebenso die Firewall-Software. Weyer rät zu einem Konto-Limit fürs Online-Banking. Und auch seinen Dispo sollte man so gering wie möglich halten oder ganz kappen.

Besorgte Bürger sollen sich an die Polizei wenden

Weyer weist auf eine momentane Gefahr hin: „Es sind jetzt viele Mails unterwegs, bei denen nach Zugangsdaten für Post-Paket-Stationen gefragt wird.“ Kommen Täter an diese Daten, bestellen sie sich Waren auf Kosten des Geschädigten zu irgendeiner Post-Station.

Bei den Online-Banking-Betrügereien machen sich übrigens auch die sogenannten Finanzagenten strafbar, die ihr Konto für Überweisungen zur Verfügung stellen und das Geld weiterleiten. Die meist über E-Mails angeworbenen Agenten, die für ihre Dienste prozentual entlohnt werden, müssen sich wegen Geldwäsche verantworten.

Weyer weist noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass besorgte Bürger sich mit Fragen ruhig an die Polizei wenden sollten. „Wir sind ein Service-Unternehmen.“