Recklinghausen. .
Der Fall „Feinstaub“ ist einigermaßen im Griff. Aber die Luft in Recklinghausen ist längst noch nicht sauber. Deshalb werden die Maßnahmen verschärft.
„Fortschreibung des Luftreinhalteplanes“ heißt das Projekt, das vor allem Autofahrern wohl schon bald weitere Einschränkungen bringen wird. Die Stadtverwaltung hat Vorschläge ausgearbeitet, die nun an die Bezirksregierung in Münster gehen. Ein Punkt darin: Die beiden „Umweltzönchen“ (Bochumer Straße und Wallring) sollen zu einer wirklichen Umweltzone ausgeweitet werden, die etwa das südwestliche Viertel des Stadtgebietes umfasst.
Wichtigster Anlass dafür ist die unvermindert hohe Belastung mit Stickstoffdioxid, das zu 90 Prozent dem Autoverkehr zuzuschreiben ist. „Beim Feinstaub haben wir nicht mehr so große Probleme. Nur noch an etwa 16 Tagen des Jahres werden die Höchstgrenzen überschritten – 35 wären erlaubt“, erläuterte Marianne Härtl-Hürtgen, bei der Stadt für den Umweltschutz zuständig, jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung.
Den Stickoxiden könne man aber nur beikommen, wenn im Ruhrgebiet großflächige Umweltzonen mit Fahrverboten für ältere Fahrzeuge („Dreckschleudern“) verhängt werden. Dies hatte die Stadt schon für den ersten Luftreinhalteplan (2008) gefordert, es fehlten im Lande jedoch die Mehrheiten dafür. Jetzt stehen die Zeichen günstiger. Die Nachbarstädte Herne und Herten wollen weite Teile ihres Straßennetzes mit Umweltzonen-Schildern ausstatten, passend dazu hat auch Recklinghausen seine neue Zone konzipiert. Härtl-Hürtgen: „Wir schließen nahtlos daran an, so dass insgesamt eine große, zusammenhängende Zone entsteht.“
Vorgesehen ist, dass der gesamte Bereich westlich und südlich folgender Straßen mit der Zonenbeschränkung versehen wird, die nur noch Fahrzeuge mit Umweltplakette zulässt: Horsthauser Straße, Marienstraße, Alte Grenzstraße, Blitzkuhlenstraße, Maybachstraße, Castroper Straße, Dortmunder Straße, Große-Perdekamp-Straße, Wicking-straße, Am Lohtor, Ehrenmal, Elper Weg, Vockeradtstraße, Westerholter Weg. Nach dem Zeitplan des Landes soll die neue Regelung bereits zum 30. Juni 2011 in Kraft treten.
Die Umweltzone ist aber nicht alles. Recklinghausen will noch mehr für die Luftreinhaltung tun. Zum Beispiel Grüne Wellen und Busvorrangschaltungen optimieren, an neuralgischen Punkten das störende Linksabbiegen verbieten. Zusätzliche Radfahrstreifen und öffentlichkeitswirksame Aktionen sollen das Verkehrsmittel „Fahrrad“ fördern. In ihrem eigenen Fahrzeugpark will die Stadt konsequent auf höchste Abgasnormen achten. Bei der Straßenbegrünung sollen schließlich vorzugsweise Bäume gewählt werden, die besonders effektiv Stickoxide absorbieren.
Denkbar auch, dass die Bezirksregierung aus ihrem eigenen Katalog weitere Maßnahmen verfügt. Dazu gehören höhere Parkgebühren, Geschwindigkeitsreduzierungen und Lkw-Durchfahrverbote – gerade diese letzte Möglichkeit ist in Recklinghausen mehrfach diskutiert, aber bislang stets verworfen worden.