Oberhausen/Duisburg.

„Die Polizei ist wie in einem Rambo-Film hier rein gestürzt“, sagte der Wirt der Pizzeria im Oberhausener Osten, in der am Freitagabend während eines spektakulären Polizeieinsatzes Bruno P. festgenommen wurde. Der 51-Jährige wird von italienischen Medien auch gern als „König der Drogendealer“ tituliert und soll Mitglied der kalabresischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta sein.

„Wir kennen diesen Mann nicht“, distanzierte sich der Besitzer der Pizzeria direkt von dem mutmaßlichen Mafiosi, der bei ihnen einfach nur Gast gewesen, alleine zum Essen erschienen sei. „Ich selbst war an dem Freitagabend gar nicht in der Pizzeria und bin dort erst hingefahren, nachdem mich ein Mitarbeiter angerufen hatte“, sagte der Chef des Restaurants. „Wir sind ganz normale Leute, die hier arbeiten, und ich finde es schlimm, dass Italiener immer sofort mit den Mafia-Morden in Verbindung gebracht werden“, empörte sich der Wirt.

Festnahme war Amtshilfe für italienische Justiz

In der Tat scheint Bruno P. mit den brutalen Morden, bei denen in Duisburg-Neudorf im Jahr 2007 sechs Menschen vor einem italienischen Restaurant getötet wurden, in keinem Zusammenhang zu stehen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Festgenommene in Verbindung zu den Mafia-Morden steht“, erklärte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, Oberstaatsanwalt Michael Schwarz. Auch die Duisburger Polizei bestätigte, dass alle Verdächtigen, denen eine Beteiligung an den Mafia-Morden nachgewiesen werden konnte, hinter Gittern säßen. Was Bruno P. jedoch vorgeworfen werde: Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, erklärte Schwarz. Deshalb hätten die italienischen Justizbehörden Deutschland um Amtshilfe gebeten.

So kam es zu dem Zugriff, bei dem Kräfte der Kripo und ein Spezialeinsatzkommando die Pizzeria in Oberhausen stürmten, um Bruno P. festzunehmen. Der sei italienischer Staatsbürger, jedoch in Oberhausen gemeldet, wie von der Generalstaatsanwaltschaft zu erfahren war. Nun sitzt P. in Haft. „Es wird geprüft, ob die Kriterien für ein Auslieferungsverfahren an Italien erfüllt sind“, sagte Michael Schwarz. Sollte das der Fall sein, wird P. den italienischen Behörden übergeben.

Einer der wichtigsten internationalen Rauschgifthändler

Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz: Was sich zunächst so unspektakulär anhört, erhält nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa gefährliche Dimensionen. So soll der 51-Jährige große Mengen an Drogen aus Südamerika nach Kalabrien gebracht haben. Um nicht gefasst zu werden, soll er stets zwischen Deutschland; Belgien und den Niederlanden unterwegs gewesen sein und sich auch oftmals in Südamerika aufgehalten haben. Laut Ansa gilt der Verdächtige als einer der wichtigsten internationalen Rauschgifthändler, möglicherweise also ein ganz großer Fisch, der den Fahndern da ins Netz ging.