Am 12. Juli überraschte die CDU mit der Nachricht, den erst im Frühjahr ausgeschiedenen Lokalchef der NRZ Oberhausen als Fraktionsgeschäftsführer einzustellen. WAZ-Redakteur Thomas Schmitt sprach mit seinem Ex-Kollegen Hannes Fritsche (60), der seit dem 1. September im Rathaus arbeitet.
Hannes, du warst als Fußball-Profi – unter anderem für RWO – und als Journalist erfolgreich. Was treibt dich in die Politik?
Ich bin in Oberhausen geboren und liebe meine Stadt. Die CDU ist für mich die einzige wirkliche und richtige Alternative zu 50 Jahren sozialdemokratischer Vorherrschaft.
Gewählt wird erst 2014. Du hast schon bei deiner Vorstellung gesagt: Die SPD muss weg. Ging das nicht eine Nummer kleiner, RWO spricht ja auch nicht vom Aufstieg in die 1. Liga?
Wir werden bei den nächsten Wahlen keine 58 Prozent holen. Wir werden aber eine Konstellation schaffen, die etwas anderes zulässt als Rot-Grün. Das ist nicht utopisch. Dazu hat schon bei den letzten Wahlen nicht viel gefehlt.
Bist du als Fraktionsgeschäftsführer der neue Lautsprecher der Partei?
Wir werden ganz sicherlich nicht vier Jahre um uns keilen, damit würden wir uns lächerlich machen, das ist auch nicht unser Stil. Aber wir werden die Dinge klar und deutlich beim Namen nennen.
Welche Dinge?
Wir haben die höchste Pro-Kopf-Verschuldung im Land, das wussten die Leute selbst in meinem engeren Bekanntenkreis nicht. Wir haben die größte Dichte an Spielhallen und damit das größte Suchtpotenzial und jetzt kriegen wir noch eine Monsterspielhalle am Stahlwerksgelände und zusätzlich eine an der Turbinenhalle. Das ist ein starkes Stück. Es zielt auf junge Leute, die dort ihr letztes Geld verspielen sollen.
Willst du ernsthaft behaupten, ein CDU-regiertes Oberhausen wäre schuldenfrei und Spielhallen gäbe es hier nicht?
Natürlich können auch wir Belastungen durch Land und Bund nicht verhindern, aber wir hätten sicherlich nicht wie zu Dreschers Zeiten das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeschmissen. Ich sage nur HDO, Tabaluga oder Gartendom.
Das ist Schnee von gestern. Was wäre heute anders?
Die OGM zahlt jedes Jahr eine Million Euro Steuern aus Gewinn für Leistungen, die sie nur für die Stadt erbracht hat. Das kann nicht sein. Die Verluste der Stoag haben sich seit 1990 verdoppelt. Ich erinnere an die Planung der Straßenbahn nach Schmachtendorf. Das war irrsinnig! Wir haben nach wie vor die größte und teuerste Verwaltung. Das ist alles bekannt, aber es passiert nichts. Die Genossen haben sich nach 50 Jahren eingerichtet, sie haben kein Feuer mehr.
Wo würdest du den Hebel ansetzen?
Nimm unsere Stadtteilzentren, da passiert nichts. Es ist nicht damit getan, dass der OB das zur Chefsache erklärt. Wir benötigen in der Alten Mitte kostenfreie Kurzparkplätze, damit wir einigermaßen konkurrenzfähig zum Centro bleiben. Die obere Markstraße muss zur verkehrsberuhigten Zone gemacht werden. Warum ist dort Fußgängerzone? Das gleiche gilt für die Bahnhofstraße in Sterkrade und für die Berg- und Gildenstraße in Osterfeld.
Seit Jahr und Tag haben die Kaufleute aus Styrum die Zusage, dass die Poller wegkommen, da kann keiner anfahren, es passiert nichts. Man muss nicht John F. Kennedy sein, um den großen Wurf zu machen, es sind häufig auch kleine Dinge, die die SPD nicht in den Griff bekommt.
Mit Dirk Buttler hat die CDU als größte Oppositionspartei ihren Vertreter im Verwaltungsvorstand verloren. Wie sehr erschwert das eure Arbeit?
Das ist natürlich ein großer Nachteil, das SPD-System ist nun noch ein Stück weit geschlossener. Wir werden aber immer wieder Fragen stellen. Fragen, fragen, fragen und enthusiastisch weiterarbeiten. Ich will die Partei mitreißen. Und wir werden unsere Grundkompetenz deutlich machen: Wir stehen für Transparenz und Offenheit. Und jeder weiß, dass die SPD für Filz- und Vetternwirtschaft steht und für fehlende Transparenz. Die CDU hat ja nicht nur keinen Dezernenten, sondern auch keinen Bereichsleiter. Weil die SPD-Kandidaten zufällig immer besser sind? Das kann nicht sein.
Was hat dich in den ersten Wochen deiner Arbeit im Rathaus überrascht?
Die Offenheit, mit der in der CDU diskutiert wird. Daniel Schranz ist ein Fraktionsvorsitzender, der nicht nur Widerspruch duldet, sondern der Widerspruch verlangt. Überrascht bin ich auch von dem Enthusiasmus, mit dem Feierabend-Politiker zu Werke gehen, die sicher auch andere Sorgen haben: Kinder, Familie und Beruf.
Wer gibt bei der CDU die Richtung vor, die Partei oder die Fraktion?
Das greift ineinander, da verschiedene Positionen durch gleiche Personen besetzt sind. Willi Hausmann ist ja in der Fraktion und Parteichef. Und das wird noch besser, weil Christian Benter nicht mehr nur die Geschäfte der Partei, sondern mit mir gemeinsam auch die der Fraktion führt.
Laschet oder Röttgen - wo steht Hannes Fritsche?
Ich kann gar nicht mitstimmen, ich bin noch gar kein Parteimitglied.
Noch? Wirst du eintreten?
Ja, die CDU hat mich überzeugt.