Oberhausen. .

Wie leicht ist es für Minderjährige, Alkohol oder Zigaretten in Oberhausen zu kaufen? Die Redaktion testete es und schickte zwei Schülerinnen, 16 und 17 Jahre alt, in die Geschäfte. Nach nur einer Stunde hatten sie knapp zwei Liter Alkohol gekauft.

Wie leicht ist es für Minderjährige, Alkohol oder Zigaretten in Oberhausen zu kaufen? Die WAZ hat den Test gemacht und zwei Schülerinnen, 16 und 17 Jahre alt, losgeschickt. In Supermärkten, Drogerie, Kiosk und einer Tankstelle sollten sie versuchen, Alkohol und Zigaretten zu kaufen.

Natürlich war die ganze Zeit über eine erwachsene Aufsichtsperson dabei - unerkannt, aber in der Nähe. Wie leicht kommen die Schülerinnen an die für sie verbotenen Waren? Überprüfen die Angestellten den Ausweis? Ist es für die Minderjährigen möglich, auch hochprozentigen Alkohol zu kaufen? Hier der Erfahrungsbericht.

Wodka, Zigaretten und gute Ausreden

Um Zigaretten zu kaufen muss man mindestens 18 Jahre alt sein. Wann wäre ich denn dann geboren? - 1992. Diese Überlegung vorne weg, damit ich in der Situation schnell antworten kann. Auf geht’s in einen Drogeriemarkt. „Eine kleine Marlboro, bitte“ , sage ich ganz cool zur Kassiererin.

Sie öffnet bereitwillig das Gitter am Regal und holt die Schachtel Zigaretten heraus, scannt sie ein, fragt mich danach erst nach meinem Personalausweis. Natürlich habe ich den gerade heute leider nicht dabei. „Dann hätte ich gerne einmal das Geburtsdatum“, sagt die Dame hinter der Kasse ohne lange zu überlegen. „September 1992“, antworte ich - wie gut, dass ich vorher gerechnet habe. Sie nickt, nennt mir den Preis, ich bezahle und schon halte ich die Packung Zigaretten in der Hand. Erstaunlich einfach.

Weiter geht’s zum Discounter. Ich werde mutiger, greife nach einer Flasche Waldmeisterlikör mit Wodka. 15 Volumenprozent. Vollen Mutes und mit einer perfekten Ausrede gewappnet stelle ich mich an die Kasse. Die Kassiererin mustert mich mit einem minimalen Blick. „4,99 Euro macht das.“ - Keine Frage nach meinem Ausweis oder meinem Geburtsdatum. Ich bin erstaunt: Keinen Meter von der Kasse entfernt hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Kein Alkohol an Jugendliche unter 18 Jahren“ an der Ladentür.

Der Kiosk in unserem Test versagte völlig. Ohne Umschweife trete ich an den Tresen heran. Die nett aussehende Verkäuferin begrüßt mich mit einem saloppen „Hallo“. Wieder mit der passenden Ausrede gerüstet, formuliere ich meinen Wunsch nach einer Schachtel Zigaretten. Ich hoffe, dass die Kassiererin mir die Nervosität nicht anmerkt. Zu meinem Erstaunen bekomme ich meinen Wunsch prompt erfüllt. Die ganze Prozedur dauert knapp zwei Minuten, nach denen ich um jede Menge krebserregendes Nikotin reicher bin.

Schlicht, aber wohl doch glaubhaft

Test Nummer 3. In einem weiteren Supermarkt teste ich ebenfalls mein optisches Alter. Der Wodka fällt mir ins Auge. Den bekomme ich bestimmt nicht, denke ich mir auf dem Weg zur Kasse. Meine ausgedachte Erklärung für den Kauf: Mein Vater findet keinen Parkplatz und hat mich gebeten, den Einkauf für ihn zu erledigen. Schlicht, aber glaubhaft. Als ich an der Reihe bin, werde ich plötzlich nervös, denn direkt neben der Kasse hängt ein Hinweisschild: „Man sieht ihnen ihr Alter nicht an. Kein Alkohol an Kinder und Jugendliche.“ Dieser Test wird nichts, denke ich mir noch, als die Kassiererin schon 4,99 Euro von mir verlangt. Kurz schaut sie mich an, fragt aber nicht nach einem Ausweis. Ich bin erstaunt, dass es für mich mit meinen 16 Jahren so einfach ist, klaren Wodka mit 40 Volumenprozent zu kaufen.

Aber wie sagt man so schön: Jeder hat eine zweite Chance verdient. So auch der Lebensmitteldiscounter. Ich versuche mein Glück in einer anderen Filiale der gleichen Kette. Meine Auswahl fällt wieder auf etwas Hochprozentiges, diesmal entscheide ich mich für Sahnelikör. An der Kasse beobachte ich die Frau vor mir, die gerade eine Schachtel Zigaretten kauft. Ohne Aufforderung zückt sie ihren Personalausweis, von dem die Kassiererin aber nur eine kurze Notiz nimmt. Hastig überprüfe ich noch einmal meine Ausrede. Auch an dieser Kasse begrüßt mich wieder das Hinweisschild. Die Schrift springt geradezu ins Auge. Insgeheim hoffe ich, dass mir wenigstens jetzt der Alkoholkauf verboten wird. Die Dame zieht jedoch auch hier den Likör bedenkenlos über das Band. Mit einer beachtlichen Anzahl von Prozenten in der Tasche verlasse ich also auch diesen Discounter.

Erschreckendes Ergebnis

Zuletzt testen wir eine Tankstelle. Diesmal versuchen wir es zu zweit. Beim Anblick des Verkäufers schätzen wir unsere Chancen gering ein. Unsere Wahl fällt auf zwei Alcopops (Bier mit Wodka) aus dem Kühlregal. Als wir uns an der Kasse anstellen, mustert der Kassierer uns bereits prüfend. Zwar scannt er die Getränke ein, verlangt jedoch umgehend einen Personalausweis, Ausreden lässt er nicht gelten. Unser Bauchgefühl hatte Recht. Die Flaschen wandern zurück ins Regal und wir mit leeren Händen aus der Tür. Somit ist die Tankstelle eindeutig der Sieger unseres Tests.

Den Stichproben zufolge ist es in Oberhausen definitiv zu einfach für Minderjährige, Alkohol und Zigaretten zu kaufen. Durchgefallen sind Drogerie, Kiosk und Supermärkte beim Test ganz deutlich. Nach nur einer Stunde hatten die Schülerinnen knapp zwei Liter alkoholische Getränke gekauft. Ein erschreckendes Ergebnis.