Oberhausen. .
Vor zwei Jahren kam Maximilian Bender mit nur 350 Gramm zur Welt - das kleinste Kind, das jemals in Oberhausen geboren wurde. Trotz unzähliger Komplikationen geht es dem Leichtgewicht mittlerweile ganz gut: Was aus dem Frühchen wurde.
Auf der Frühgeborenen-Intensivstation des Evangelischen Krankenhauses (EKO) pflegt man einen Brauch: Wenn wieder eines der Kinder die 1000-Gramm-Grenze geschafft hat, wird zur Feier des Tages ein Kuchen gebacken. Oben drauf steht in Zuckerschrift die magische Zahl. Im Fall von Maximilian Bender gab es schon einen Kuchen mit der „500“. Max wog gerade einmal 350 Gramm, als er und seine Schwester im August 2009 zur Welt kamen.
Monate des Bangens
Selbst für die Spezialisten der „Twin Clinic“, dem Zentrum für Mehrlingsgeburten am EKO, bedeutete das eine medizinische Herausforderung, wie sie noch vor zehn oder 20 Jahren wohl nicht zu meistern gewesen wäre. Als die Ärzte Max und seine Schwester, die etwas mehr als 700 Gramm auf die Waage brachte, am Ende der 25. Schwangerschaftswoche vorzeitig auf die Welt holen mussten, begann für den Jungen ein echter Überlebenskampf. Wann man mit Sicherheit sagen konnte, dass er es schafft? „Nie“, sagt Mutter Jeannette Bender (32). Monatelang spielte sich das Leben der Essener Familie weitgehend auf der Intensivstation ab.
Dort hofften und bangten die Eltern Tag für Tag, sahen andere Frühgeborene sterben, während Max Rückschläge und Operationen auf fast wundersame Weise bewältigte. Die Benders waren guter Hoffnung, ihn zum Weihnachtsfest 2009 – mehr als vier Monate nach der Geburt – zu Hause zu haben. Doch dann ging alles drunter und drüber: Mit Leberversagen musste der Junge in eine Hannoveraner Klinik geflogen werden, mehrere Wochen verbrachte er dort, kehrte dann ins EKO zurück.
Ein Jahr voller Kittel und Medikamente
Im Januar 2010 schließlich entließ man „Oberhausens Kleinsten“ – sein anstrengender Start ins Leben allerdings ging weiter. Er bekam zunächst noch Sauerstoff, musste Hörgeräte tragen, eine Magensonden-Untersuchung und andere Eingriffe über sich ergehen lassen. „Immer nur weiße Kittel“, sagt Vater Michel Bender (35) über das zurückliegende Jahr.
Inzwischen ist Land in Sicht. Eine Fehlstellung des Fußes soll noch behoben werden, ansonsten ist Jeannette Bender guter Dinge: „Wir sind jetzt von 20 Medikamenten auf ein einziges runter.“ Und das Beste: Max wiegt heute mehr als sechs Kilo. Was auch im EKO für Freude sorgt. Bei der Taufe der Zwillinge im Oktober gratulierten die Ärztin und mehrere Schwestern. „Insgesamt waren über 80 Leute da, wir kamen gar nicht nach mit dem Kaffee machen“, sagt Michel Bender und lacht.
Die Schwester passt auf
Ob sein Sohn sich ganz normal entwickeln wird, kann niemand wissen. „Die Ärzte sagen, es ist ein Vorteil, dass er Katharina als Vorbild hat.“ Das Mädchen macht schon erste Schritte, während Max – so hoffen die Eltern – im neuen Jahr hoffentlich das Krabbeln lernt. Zwischen den Kindern scheint es längst ein besonderes Band zu geben, wie man es Zwillingen ohnehin nachsagt und wie diese beiden es vielleicht in ganz spezieller Weise geknüpft haben. Katharina, die Große, gibt Acht auf Maximilian, den sie im Krankenhaus anfangs immer „Minimilian“ genannt haben. So oder so: „Für uns ist er der Größte.“