Damit benachteiligten Kindern zu Weihnachten kleine Wünsche erfüllt werden, gibt es im Centro den Wunschbaum. Jeder kann dort Träume erfüllen, etwas verschenken. Wer keine Zeit hat, selbst etwas zu kaufen, dem hilft Weihnachtsengel Tugba Balyemez.
Plötzlich ist sie weg. In dem Wirrwarr aus Mensch, Plüsch und Plastik ist sie verloren gegangen. Orientierungslos schaut man sich um in dem Spielzeugladen, ein Kinderwagen will vorbei, dann eine Großfamilie, dazwischen blitzt doch endlich etwas Weißes auf: Tugba Balyemez lächelt in ihrem hellen Shirt, auf das zwei rote Schwingen gedruckt sind. Die 26-jährige Studentin ist ein Engel ohne Flügel, dafür auf weihnachtlicher Mission: Sie kauft für den Centro-Wunschbaum ein.
Zum zweiten Mal beteiligt sich Balyemez an dieser Aktion, die von der WAZ unterstützt wird und sozial benachteiligten Kindern ein schönes Weihnachtsfest ermöglichen will. Für 25 Euro kann jeder, der will, einen oder gleich alle Wünsche erfüllen, die die Kleinen auf Postkarten geschrieben haben. „Wer nicht selbst einkaufen will, für den machen wir das“, sagt Balyemez.
Zwei Wünsche bis 25 Euro für jedes Kind
Die Engelsfrau dreht einen gelben Karton in der Hand, sucht nach dem Preis für die Knetmaschine, die sich die sechsjährige Angelina gewünscht hat. 23 Euro, das ist zu viel – „Ich versuche immer, jedem Kind zwei Wünsche zu erfüllen. Wenn eine Sache schon so teuer ist, wird das nichts.“ Also kommt eine andere Knet-Apparatur in den grauen Behälter, den Mitarbeiter der Kidzworld für die himmlische Einkaufstour zur Verfügung gestellt haben. Dazu ein Miniaturpferd, das sich das Mädchen außerdem gewünscht hat. „Wieder jemanden glücklich gemacht.“
Und jetzt? Ein Bauernhof von Playmobil soll’s für Josephine sein. „Haben wir nicht“, sagt der Verkäufer. „Der muss dann woanders her“, überlegt Tugba Balyemez noch und wundert sich schon über den nächsten Wunsch: „Lego 4672 – was ist denn das?“ Die Frage bleibt unbeantwortet, denn Rolf Fabritius (62) stellt sich vor die graue Einkaufskiste: „Hast du nicht nach dem Bauernhof gefragt? Ich hab einen gefunden. Komm mal mit.“
Die richtigen Sportartikel müssen es sein
In dem Sportartikelgeschäft Voswinkel hat Alexis Aventaggiato (43) seinen Engel bereits erwartet: Balyemez hat noch keinen zweiten Schritt ins Ladenlokal getan, da steht ihr der Filialassistent bereits zur Seite. „Was brauchst du heute?“ Zwei Fußbälle, einer muss von Schalke sein, das hat sich ein Junge so gewünscht. „Dann nehmen wir für den zweiten Bub doch den aus dem Angebot“, schlägt der Verkäufer vor.
Dazu eine Trillerpfeife, nicht irgendeine, sondern die offizielle aus der Bundesliga. Liegt keine fünf Minuten später auf dem Verkaufstresen, daneben ein paar Hallenschuhe Größe 37 und die beiden Fußbälle – Engel Tugba hält dem Filialassistenten zwei Scheine hin, er nimmt nur einen: „Ich hab was am Preis gemacht.“ Den Wunschbaum würden alle Geschäftsleute im Centro gerne unterstützen.
Zum Einpacken geht’s zum Weihnachtsbaum, vor dem auch Sandra (39) und Frank Brockmann (37) Halt machen. Gestern hatte ihr Sohn Nick bereits eine Wunschkarte gezogen. „Nick ist elf, deshalb beschenken wir in diesem Jahr auch einen Elfjährigen.“ Janny heißt der unbekannte Junge, der noch nicht weiß, das einer seiner Wünsche gerade erfüllt wurde: Sandra Brockmann legt ein grün verpacktes Geschenk auf den Tresen. Von Lego soll etwas drin stecken, etwas teurer als 25 Euro war es auch. Brockmann zuckt mit den Schultern: „Man gibt jedes Jahr so viel Geld für sich selbst aus, da sollte man bei so einer Aktion nicht auf den Euro achten.“
Jedes Geschenk kommt an
Der Wunschbaum (Mo-Fr 12-21 Uhr, Sa ab 10 Uhr) steht im Erdgeschoss des Centro, nahe dem Ausgang zur ÖPNV-Trasse. Auf jedem Wunschzettel stehen drei Wünsche eines Kindes aus der Region. Für im Schnitt 25 Euro kann man dann entweder selbst diese Wünsche erfüllen oder einen Engel schicken. Wichtig ist: Jedes Kind bekommt mindestens ein Geschenk und wirklich alle Gaben kommen an.