Hattingen.
Der lebende Adventskalender im Alten Rathaus ist eröffnet. Zum Auftakt gab es künstliche Flocken zu echter Winterkälte.
Frau Holle kommt. Rentiere und Schneemänner geleiten die Parade der märchenhaften Kissenschüttlerin durch die Stadt zum großen Adventskalender am Alten Rathaus. Ganz in weiß, huldvoll nach links und rechts winkend, sitzt Frau Holle in einer Kutsche, die von zwei prachtvollen Friesen-Pferden gezogen wird. „Was riecht das köstlich hier in Hattingen“, ruft sie glücklich, als ihre Kutsche vor einer Mandelbude Halt macht.
Neben ihr sitzt ein blonder Engel und winkt ebenfalls. Passanten bleiben stehen, staunen. „Das ist doch Frau Holle“, flüstert eine Mutter ihrem Kind zu. Ja, Frau Holle ist da, hält Einzug in die Stadt. Die Melodie dazu spielt eine Dixieland-Kapelle: Weihnachtslieder nach US-Südstaaten-Manier.
Das muss man nicht mögen, aber an diesem eiskalten Spätnachmittag fährt der Rhythmus sogar den Skeptikern ins Tanzbein. Irgendwie muss man sich ja warmhalten. Und so tanzen Eltern, Großeltern und Kinder zu „Leise rieselt der Schnee“ auf dem Untermarkt Ringelreihen oder hüpfen auf und ab, während sie darauf warten, dass endlich das erste Türchen geöffnet, das erste Bild enthüllt wird.
„Frau Holle“, rufen die Kinder in den ersten Reihen. Sie können es kaum erwarten. Doch Frau Holle ist pünktlich. Nach dem Umzug über den Weihnachtsmarkt zieht sie ein ins Alte Rathaus. Schlag 17 Uhr geht das Licht im Fachwerkhaus aus, nur das mittlere Fenster im ersten Stock ist beleuchtet.
Ein eiskalter Wind pfeift über den Untermarkt, als es dunkel wird. Nicht nur in Vorfreude rücken die Menschen zusammen. Manch Erwachsener schielt neidisch auf die Schneeanzüge der Kinder. Und dann geht es endlich los. „Meine Engelchen“, ruft Frau Holle begeistert aus, als sie die Menge erblickt. „Fröhliche Weihnacht“ singt die Frau mit dem weißen Hut, wer den Text kann, singt mit.
„Es muss feste Bräuche geben“, zitiert Frau Holle den Fuchs aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint Exupéry. Nur so, sagt sie, könne man wissen, wann das Herz da sein müsse. Ihr Herz sei fest an den Hattinger Adventsbrauch gebunden und schon ganz froh.
Und die Herzen der Kinder sind auch da – auch wenn einige angesichts der beißenden Kälte nicht ganz bei der Sache sind. Sie singen, lauschen dem ersten Kapitel der Geschichte von den Weihnachtsengeln. Und freuen sich, als am Ende Frau Holle endlich ihr Kissen schüttelt. Federn, Glitzer, sogar Goldmünzen fallen zur Erde. Auch die Verfrorensten wollen jetzt ganz nah ran.
Und dann aber doch ganz schnell weg, ins Warme, oder wenigstens zu einem wärmenden Getränk. Zum Beispiel im Krämersdorf. Dort hat die Vorfreude auf das Fest der Liebe schon am früheren Nachmittag begonnen. Der Weihnachtsmann war da, von 15 bis 16 Uhr hat er Audienz gehalten, und wird es bis Weihnachten jeden Tag tun.
Im Zauberwald nimmt er Platz, im Schutz der Tannenbäume. Fast 30 Kinder haben ihn an seinem ersten Arbeitstag besucht, eine ganze Kindergartentruppe – viel Arbeit für den Kerl im roten Frack. Organisator Olaf Scherff ist mit dem Auftakt im Zauberwald zufrieden. Wenn der Weihnachtsmann Feierabend hat, sind die Schlemmer dran. Dann gibt’s was Warmes zu trinken und zu essen – nicht nur im Krämersdorf.