Oberhausen. .
Hermine Teuwen ist geschockt: Als sie vom Einkaufen zurückkam, stand ein Zirkuszelt auf der Wiese direkt vor ihrer Haustür. Zirkusdirektor Sandro Frank sagt, die Grundstückseigentümerin Immeo habe ihn engagiert, die aber leugnet das.
Hermine Teuwen traute ihren Augen nicht, als sie vom Einkaufen zurückkehrte: Gewissermaßen vor ihrer Haustür, auf der Grünfläche der Siedlung, hatte sich ein Zirkus niedergelassen. „Die Motoren und Generatoren waren so laut, dass ich kein Fenster aufmachen konnte, und die Wagen ruinieren die ganze Anlage“, sagt die ältere Dame. „Wer kommt denn auf so eine Idee? Mir fehlen die Worte.“
In der Tat mutet das Vorhaben, den Rasen mitten in der Siedlung an der Königsberger Straße zum Zirkusplatz umzufunktionieren, skurril an. Gestern Mittag waren Helfer im Begriff, ein 1000-Mann-Zelt aufzubauen – wenige Meter entfernt von Hauswänden und Balkonen. Immerhin: Raubtiere habe man diesmal nicht dabei, sagt Zirkusdirektor Sandro Frank, das kam in der letzten Siedlung nicht gut an.
Direktor: Sind im Auftrag
der Immobiliengruppe da
Die Immeo, auch Eigentümerin des fraglichen Grundstücks, wolle „was für die Kinder und Familien tun“, sagt Frank. Deshalb habe sie – wie vor kurzem bereits in einem Wohngebiet in Duisburg-Marxloh – den Zirkus engagiert.
„Das stimmt nicht“, sagt Walter Ziegler, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung. Zwar habe man in Duisburg zusammengearbeitet und über mögliche weitere Stationen gesprochen, diese erneute Kooperation aber bewusst nicht vereinbart – auch, weil die Gebühr fürs erste Gastspiel immer noch ausstehe. Dass der „Zirkus Payazzo“ nun Fakten schuf und ins Knappenviertel zog, sei „unzulässig, nicht genehmigt und nicht abgestimmt. Wir sind dabei, Rechtsschritte einzuleiten, um die Nutzung zu beenden.“
Jüngste Mieterhöhung
auf dem Tisch
Das ist im Sinne Hermine Teuwens – ebenso wie anderer Anwohner, die ob des Anrückens der Artistentruppe gar die Polizei verständigten.
Gleichwohl dürfte die Sache nicht unbedingt als vertrauensbildende Maßnahme im Verhältnis zwischen der Immeo und ihren Mietern gewirkt haben. Hermine Teuwen und ihr Mann, die seit mehr als 50 Jahren an der Königsberger Straße wohnen, wären gar nicht allzu überrascht gewesen, hätte das Unternehmen dem Zirkus – wie in Duisburg – seinen Segen gegeben. „Die Kosten dafür wären schon bei uns gelandet“, ist sich die Seniorin sicher.
In ihrer Küche liegt der Brief mit der Ankündigung der jüngsten Mieterhöhung. Wenn sie aufschaut und aus dem Fenster blickt, guckt sie auf den halb aufgebauten „Zirkus Payazzo“ und schüttelt den Kopf.