Kurz vor dem Tag des offenen Denkmals schalten die MBI den Landeskonservator ein. Nach Ansicht der MBI ist die weithin beachtete und denkmalgeschützte Siedlung Heimaterde durch weitere Bauvorhaben akut gefährdet.
Von bis zu 50 neuen Wohnungen im Bereich Max-Hal-bach-Straße/Schwarzenbergstraße ist die Rede. „Wir sehen in dieser Verdichtung eine Zerstörung des historischen Charakters.“ Die MBI betonen zudem: Die Denkmalssatzung lege siedlungstypische Freiflächen fest. Der Konservator soll die Eingriffe verhindern.
Die Alternative, warnt der planungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Claus Schindler, wäre ein fünfgeschossiger Bau auf dieser Freifläche. Dafür gebe es bereits einen Bebauungsplan. Doch diesen Klotz wolle keiner. Fest stehe, dass der Eigentümer des Grundstückes, das Unternehmen Immeo, bauen wolle.
Die jetzt geplanten kleinen Wohnungen, so Schindler, kämen gerade vielen älteren Menschen, die zum Teil seit Jahrzehnten auf der Heimaterde leben, sehr entgegen. „Sie wollen in ihrem Umfeld bleiben, aber nicht mehr in ihren großen Wohnungen.“ In diese könnten dann Familien einziehen. Nach den Planungen, betont Schindler, fügten sich die Neubauten „sehr harmonisch“ in das Gesamtbild der Siedlung ein. Ähnlich denkt die CDU.
Die Siedlergemeinschaft Heimaterde mit über 500 Mitgliedern kämpft bereits seit fünf Jahren dafür, dass endlich altengerechte Wohnungen in ihrer Siedlung errichtet werden. „Wir brauchen dringend solche Wohnungen“, sagt der Vorsitzende Wolfgang Ottersbach, einer, der seit 67 Jahren auf der Heimaterde lebt und weiß: „Die alten Menschen wollen hier nicht mehr weg, haben aber oft zu große Wohnungen, die nicht altengerecht sind, haben Gärten, die sie nicht mehr pflegen können.“ Von vielen höre er, dass sie nicht zu den eigenen Kindern ziehen wollten, die meist weit weg lebten.
58 kleine Wohnungen
58 Wohnungen will Immeo errichten, für jeweils ein oder zwei Personen. Die Siedlervereinigung will dies kombinieren mit Beratungsangeboten rund um das Thema Alter und Pflege. Die Hilfe soll in dem Stadtteil ausgebaut werden, zumal auch an anderen Stellen Wohnungen behindertengerecht umgebaut wurden.
Die Heimaterde bald nur noch ein Stadtteil für Senioren? Keineswegs, betont Ottersbach. Das Gegenteil sei der Fall. Für ihn entwickelt sich die Heimaterde prächtig, wie er sagt. Viele junge Familien seien in den vergangenen Jahren hinzugezogen, hätten sich ein Häuschen gekauft. Und was die Siedlervereinigung besonders freut: Es gibt wieder mehr Kinder. In dem kleinen Karree, wo Ottersbach früher lebte, wohnten elf Kinder, wie er berichtet: „Heute sind es 17 und drei Frauen sind schwanger.“
So sieht die Siedlervereinigung in der Heimaterde nicht zuletzt ein Vorbild dafür, wie sich ein Generationen übergreifendes Miteinander in einem Quartier entwickelt, das neue Anforderungen meistert.