Oberhausen. .
Das Warten hat sich gelohnt: Der archäologische Park zur St.-Antony-Hütte – die älteste Induustrie-Stätte des Ruhrgebiets – macht in Oberhausen nun Revier-Geschichte lebendig. Mehrere Jahre wurde gebaut, nun ist Eröffnung.
Die Wiege der Ruhrindustrie liegt unter einem futuristischen Dach. Im Oktober 2009 begann man mit dem Bau des tonnenschweren Konstrukts aus 323 Stahlblechschindeln. Seine 900 Quadratmeter überspannen nun wohl eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten des Ruhrgebiets: die St.-Antony-Hütte in Klosterhardt.
Endlich, denn bereits vor vier Jahren entdeckte man auf dem Gelände neben dem St.-Antony-Museum die Reste von Gebäuden der frühen Eisenhütten-Produktionsstätte. Und begann weiter zu graben. Wertvolle Relikte der bedeutenden Keimzelle der Stahlindustrie aus dem 18. und 19. Jahrhundert förderten die Archäologen des Landschaftsverbands Rheinland zutage: Werkzeuge aus dieser Zeit und so manche Bierflasche einer bereits vergangenen Sterkrader Brauerei, die hier überdauerte. Historisch weitaus bedeutender ist jedoch der Standort des ersten Kopolofens des Ruhrgebiets.
In diesem konnte das im Hochofen gewonnene Roheisen wieder verflüssigt und in eine andere Form gegossen werden. Es war der zweite seiner Art in Deutschland. „Man war also ganz nah dran an den Innovationen der Zeit“, sagt Dr. Burkhard Zeppenfeld, Projektleiter der Anlage.
Rekonstruktion der Entwicklung
Die Standorte der Gießhalle und des Kesselhauses, der Hochöfen und Dampfgebläse und viele Gebäude mehr konnten die Archäologen aus den aufgedeckten Mauerresten bestimmen. Sie konstruierten mit Hilfe von 3D-Animationen die allmähliche Entwicklung der gesamten Produktionsanlage. Aus dem Projekt wurde bald ein kleiner Industriearchäologischer Park, der künftig sogar einen archäologischen Spielplatz bekommen soll.
Wie es damals wohl aussah, erläutert ein Parcours über der Ausgrabungsstätte, der aus Info-Stelen und kurzen vertonten, computeranimierten Filmsequenzen besteht. Sichtbar sind auch die Gebäudeumrisse, wenn auch umhüllt von einem gelben Lehmputz. Der sei auch noch für die nächsten zwei Jahre notwendig, erläutert Zeppenfeld. Denn sobald die Ziegel trocknen, treten Salze und Kalk nach außen, die das Mauerwerk angreifen können. Bis die Steine einen ausgeglichenen Feuchtigkeitshaushalt erreichen, muss die gelbe Schutzschicht bleiben.
Tag der offenen Tür
Mit 150.000 Euro unterstützte etwa die NRW-Stiftung Heimat Kultur das Projekt, sagt Winfried Raffel von der Stiftung. Übrigens nicht das einzige Oberhausener Projekt, das man unterstütze: Burg Vondern und das Haus Ripshorst zählen ebenfalls dazu. Beteiligt waren auch Sponsoren der Wirtschaft und die Bürgerstiftung der Sparkassen. Die Baukosten für das Dach und den Park betrugen 1,3 Mio Euro – die eigentliche Grabung nicht eingerechnet.
Klaus-Martin Schmidt-Waldbaum von der Stadt ist froh, dass der Park nun öffnen kann: Zum Tag der Offenen Tür am Sonntag, 3. Oktober, können Besucher ab 10 Uhr den Park und das Museum unter fachkundiger Führung ansehen. Eintritt frei. Infos: www.industriemuseum.lvr.de.