Es war ein langer Weg: Seit 2006 wird auf dem Gelände der ehemaligen St.-Antony-Hütte nach Bodendenkmälern der industriellen Frühgeschichte gegraben. Nun soll bald die futuristische Stahlkuppel über den Grundfesten der Ruhrindustrie schweben. Zur Extraschicht öffnet der erste industriearchäologische Park in Deutschland schon einmal vorab: Besucher können am kommenden Samstag, 19. Juni, Führungen über den brandneuen Besucherpfad erleben. Auch am Sonntag nach der Eröffnung wird der Pfad von 11 bis 18 Uhr geöffnet sein. Danach gehen die Bauarbeiten weiter, ab Juli erläutert Burkhard Zeppenfeld vom LVR-Industriemuseum vom Bauzaun aus die Grabungsstelle (Antoniestraße 32-24, donnerstags um 15 Uhr).
Die Grabungen haben den Landschaftsverband Rheinland, der von Sponsoren unterstützt wurde, 1,2 Mio Euro gekostet, die Stadt beteiligt sich am Ausbau der umliegenden Parkanlage, in die auch ein Erlebnisspielplatz rund um das Thema Eisenhütte integriert werden soll. Als „sensationellen Fund“ bezeichnet Milena Karabaic, Dezernentin für Kultur und Umwelt des LVR, die Grundmauern des allerersten Eisenwerks im Ruhrgebiet. Für Walter Hauser, Direktor des LVR- Industriemuseums, ist es „der letzte Mosaikstein nach 25 Jahren Aufbau im Museumsverbund.“1758 ging der spätere Teil der Gutehoffnungshütte in Betrieb, bis 1842 wurde dort Eisen produziert, bis 1870 diente das Werk als Gießerei. St.-Antony wird als „Wiege der Ruhrindustrie“ bezeichnet.
Eigentlich sollte der Park schon vor drei Monaten fertiggestellt werden, doch durch den langen Winter und unerwartete Hohlräume im Untergrund hatten sich die Bauarbeiten verzögert. Eine Herausforderung bildet auch die futuristische Stahlkuppel, die über der Fundstelle installiert wird. In etwa zwei Wochen soll der erste Teil des Daches eingeschwenkt werden. Zum Tag des offenen Denkmals am 12. September soll der Park endgültig fertiggestellt sein. Dann können Besucher auf dem Pfad über der Grabungsstelle multimedial nachvollziehen, wie hier Eisen hergestellt und gegossen wurde: Fünf Steelen mit integrierten Monitoren bieten Animationsfilme im besucherfreundlichen Zweiminutentakt. Bis die Grabungsstelle überdacht ist, werden die Filme im Industriemuseum im ehemaligen Kontorhaus zu sehen sein. Der Pfad ist für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Kulturdezernent Apostolos Tsalastras verspricht sich von dem erweiterten Museumsgelände nicht nur Identitätsstiftendes für die Stadt und eine Steigerung der Wohnqualität. Zusammen mit anderen Angeboten biete die „Marke Wiege der Ruhrindustrie“ ein großes „Potenzial zur touristischen Vermarktung“.
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