In Oberhausen übernachten Touristen und Geschäftsreisende, Messebesucher oder Arbeiter, die auf Montage sind. Welche Übernachtungsnagebote stehen für sie bereit? Wir öffnen die Türen der unterschiedlichen Bettenhäuser. Hier die des Hostels an der Essener Straße.

Wo ist die Rezeption? Das ist schon der erste auffällige Unterschied zum klassischen Hotel – aber, so viel sei verraten – es ist bei weitem nicht der einzige. Wer im Hostel absteigt, weiß, dass das die etwas andere Art ist, Urlaub zu machen. Das gilt auch für das Oberhausener „In hostel veriatas” an der Essener Straße. Einchecken kann der Gast hier jederzeit und überall da, wo er das Personal gerade antrifft. Dabei muss er sich aber an einen besonderen Ton gewöhnen. „Hier duzen wir uns alle”, verrät die Chefin, Frau Antwerpen. Pardon, verrät Christina. Aber ein Hostel ist eben anders, vielleicht sogar ein bisschen alternativ. Das zeigt sich auch im Umgangston, oder wo sonst lässt sich die Geschäftsführerin als „Obersaftschubsenschubserin” bezeichnen.

Auch die Unterbringung ist gewöhnungsbedürftig. Der Standard im Hostel sind Mehrbettzimmer für sechs bis acht Personen. „Aber wir haben auch Doppelzimmer”, sagt Christina. Seit letztem Jahr sogar vier mit integriertem Bad. Dazu eine „Suite”, für bis zu sechs Personen. Aber wer sich in den liebevoll gestalteten Räumen aufmerksam umschaut, dem wird eines auffallen: Nirgendwo gibt es einen Fernseher. „Das ist Absicht. Wir wollen, dass die Gäste aus ihren Zimmern kommen und am Leben im Hostel teilnehmen. Sie sollen Kontakte knüpfen. Das ist die Gundidee jedes Hostels.”

Das ganze Hostel verströmt Ruhrgebiets-Charme. Im Flur hängen Bilder ruhmreicher Industrievergangenheit, in einem Gästezimmer hängt die inoffizielle Ruhrgebiets-Hymne, das Steigerlied, an der Wand, und die Hausordnung ist in bestem Ruhrpott-Deutsch formuliert. Eigentlich lauter Klischees, oder? „Sicher, aber wir spielen mit diesen Klischees, sehen sie augenzwinkernd, denn das ist es, was die Leute auch sehen wollen.” Natürlich sei das ein Stück weit Kalkül, aber das Hostel sei ja auch ein Unternehmen, das Geld erwirtschaften soll. Aber wenn die Rede aufs Ruhrgebiet kommt, ist die Chefin nicht zu bremsen. Die Begeisterung für die Heimat sprudelt nur so aus ihr heraus. Das haben viele Gäste schon bemerkt. Denn die sollen das Revier kennen lernen. „Notfalls zwinge ich sie dazu”, schmunzelt Christina. Schließlich habe die Region viel zu bieten. Auch abseits von Musicals, Gasometer oder Movie-Park. Ihr Tipp: „Allein nachts auf die Halde und zum Tetraeder kraxeln und die Aussicht genießen.”

Als sie das Hostel 2002 mit ihrer Geschäftspartnerin eröffnete, wurden die beiden belächelt. Auch, weil sie sich ganz auf Touristen konzentrieren wollten. „Die ganzen Geschäftsleute oder Monteure sind nicht unsere Klientel.” Eine Idee, die aufgeht. Vor allem Radfahrer steigen hier gern ab. Aber auch Städtereisende nutzen das Hostel als Ausgangspunkt für ihre Expeditionen ins Ruhrgebiet. Und das sind längst nicht nur junge Leute. „Unsere Gäste sind im Schnitt 35 Jahre und älter. Und gerade die legen Wert auf die Übernachtung im Mehrbettzimmer”, sagt Christina.

Tatsächlich spürt man im Hostel sogar das Kulturhaupt-stadtjahr. „Wir haben mehr Anfragen und Buchungen.” Dafür werden aber auch alle Gäste persönlich von ihr oder ihren Mitarbeitern auf die vielen verschiedenen Veranstaltungen von Ruhr 2010 aufmerksam gemacht.